Auf die Finger (sc)hauen

■ Schönberg: Grüne gegen Grüne im Streit

Nein, so ganz grün sind sie der Hamburger GAL nicht – die Lübecker Grünen und der Verbund der Bürgerinitiativen gegen die Giftmülldeponie Schönberg. Kein Wort der Gal haben sie im Wahlkampf zu Hamburgs Müllproblemen und zum Ausstieg der Hansestadt aus Europas größter Sonderabfallkippe vernommen. KeinE Rathaus-GrüneR hat sie bislang um fachlichen Rat gefragt. Sichtlich verstimmt forderten die Lübecker Schönberg-AktivistInnen die Gal deshalb gestern schriftlich auf, „mit uns umgehend in Kontakt zu treten“ und „den sofortigen Stop“ aller Hamburger Mülltransporte nach Schönberg in die Koalitionsgespräche „als zentralen Verhandlungspunkt aufzunehmen“.

Das aber wird die Gal kaum tun. „Der Sofortausstieg ist unrealistisch, da Hamburg über keine alternativen Entsorgungskapazitäten verfügt“, gibt der neue Gal-Umwelt-Rathäusler Alexander Porschke den Verhandlungskurs seiner Partei an. Denn neue Müllverbrennungsanlagen will die GAL keinesfalls. Erst wenn der Kompost hamburgweit erfaßt und in neuen dezentralen Kompostanlagen abgelagert würde, mehr Müll vermieden werde und alternative Deponieplätze gefunden seien, bräuchten keine Hamburger Mülltransporte mehr nach Schönberg zu rollen.

Doch die Lübecker Schönberg-GegnerInnen sind nicht die einzigen, die sich bereits auf die Regierungs-GAL einschießen. Vor den Koalitions-Gesprächen mit der SPD stehen bereits die Initiativen Schlange, die den Rathaus-Grünen ins Stammbuch schreiben wollen, was sie in den anvisierten Koalitionsverhandlungen durchzusetzen haben. So fordert beispielsweise das Initiativen-Bündnis „Auftakt“ die GAL auf, eine Koalition nur einzugehen, wenn mindestens die Atommeiler in Stade, Brunsbüttel, Krümmel und Brokdorf sofort abgeschaltet werden, die Hafenerweiterung und die vierte Elbtunnelröhre verhindert, Rote Flora und Hafenstraße erhalten werden. Die klare Ansage der AuftaktlerInnen an die Rathaus-Grünen lautet: „Wir werden euch auf die Finger (sc)hauen!“ Marco Carini