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Wachstum nur mit Schaden

■ Das Statistische Büro der UNO will die Zahlen der nationalen Bruttosozialprodukte mit Ökobilanzen korrigieren / Auch die Frauenarbeit muß neu berechnet werden

Amsterdam (IPS) – Als 1989 die Exxon Valdez Alaskas Küste mit Ölschlick überzog, schlug sich das in einer Steigerung des amerikanischen Bruttosozialprodukts (BSP) um zwei Milliarden US-Dollar nieder. Denn den herkömmlichen Wirtschaftsmaßstäben zufolge galten die Aufwendungen zur Behebung der Umweltkatastrophe als Einkommen, während sie tatsächlich eine massive Einbuße nationaler Ressourcen bedeuteten.

Umweltexperten kritisieren, daß die herkömmliche Berechnungsmethode umweltzerstörende Industrien begünstige. Die Nobelpreisträger für Wirtschaft, Jan Tinbergen und Roefie Huetig, weisen darauf hin, daß ein Fahrradkilometer einen kleineren Anteil an wirtschaftlichem Wachstum darstelle als ein per Auto zurückgelegter Kilometer.

Mit dem „Revidierten System nationaler Wirtschaftsbilanzen“ will das Statistische Büro der Vereinten Nationen im kommenden Monat diesen Ungereimtheiten zu Leibe rücken. Es schlägt zusätzliche Statistiken zur Bewertung von Umweltschäden vor, die mit den traditionellen BSP-Zahlen kombiniert werden. Einige Staaten wie Norwegen, Frankreich und Deutschland arbeiten bereits an Bilanzen über den Schwund nationaler Ressourcen.

Eine Berechnung des US-amerikanischen „Weltressourcen-Instituts“ für Indonesien ergab, daß das Wirtschaftswachstum zwischen 1971 und 1984 statt 7,1 nur vier Prozent betrug, werden die Kosten für den Schwund von Öl, Edelholz und Humus in Rechnung gestellt. Das Wirtschaftswachstum wäre vermutlich noch geringer ausgefallen, wäre der Verlust anderer Mineralien mit einbezogen worden.

Vierjährige Studien des Österreichischen Statistischen Zentralamts kamen jedoch zu dem Ergebnis, daß eine Berechnung des BSP unter Berücksichtigung der Umweltbelastung noch nicht möglich sei. Ein Problem sei die bislang unzureichende Erforschung der Auswirkungen wirtschaftlicher Aktivitäten auf die Umwelt gewesen: Die Umwelt reagiere auf komplexe Weise auf wirtschaftsbedingte Belastungen, so daß viele ihrer Veränderungen nicht in strikt monetären Kategorien bewertet werden könnten.

Als Ausweg schlagen die Österreicher vor, die Umweltschäden nach Branchen getrennt – Landwirtschaft, Industrie und Verkehr – zu berechnen. Es habe sich auch herausgestellt, daß sich ökologische und wirtschaftliche Maßeinheiten nicht miteinander verknüpfen ließen.

Der in der Umweltabteilung der Weltbank tätige Wirtschaftsexperte Salah el Serafy kritisiert, daß die neuen Richtlinien für die Parallelstatistiken „eine klare wirtschaftliche Vision vermissen lassen“. Sein Weltbankkollege Herman Daly hat ein sehr viel detaillierteres System vorgeschlagen, das viele Indikatoren, von der Bewertung der Frauenarbeit bis zu den Kosten der Zerstörung nichterneuerbarer Ressourcen, zu einem „Index der nachhaltigen wirtschaftlichen Wohlfahrt“ kombiniert. Pratap Chatterjee

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