Fleiß, Preis, Brot, Butter

■ Oder die erneute Auswärtsschlappe des FC St. Pauli/ Dieses Mal im Nordderby gegen Hannover 96

Es sollte ein Triumph werden. Balsam für die auswärts besonders geschundenen Seelen des St. Pauli-Anhangs. Nach 25 Spielen sollte der erste Auswärtssieg her – davon war vor dem samstaglichen Spiel gegen Hannover 96 nicht nur St. Pauli-Coach Seppo Eichkorn felsenfest überzeugt. Doch da hatte Eichkorn plus Mannschaft gegen die durch Personalprobleme gestreßten Hanoverschen die Rechnung ohne den sprichwörtlichen Wirt gemacht, denn, trotz nominal stürmerlosen Spiels rangierten die 96er gerade einmal einen Punkt hinter den siegesgewissen Kiezclubbern.

Ganz ohne den Volksmund läßt sich die 1:4-Schlappe des FC St. Paulis schwer bilanzieren. Etwa das „Hochmut vor dem Fall kommt.“ Sprich: Die St. Pauli-Akteure dazu neigten, sich auf den in Heimspielen erworbenen Lorbeeren auszuruhen. Anders ist es kaum zu erklären, daß die Hannoveraner grundsätzlich einen Schritt eher an der Lederkugel waren. Die Herren Pröpper, Zander, Schlindwein und Co haben es also an dem kiezlegendären Einsatz fehlen lassen, der Preis (der Auswärtssieg) fiel ohne den entsprechenden Fleiß ganz einfach aus.

Okay, individuelle Fehler werden immer wieder vorkommen und sind sicherlich auch verzeihbar. Warum sollte Torsteher Andreas Reinke eigentlich nicht einmal unter einer Flanke hindurchtauchen, wie beim 0:1 durch Raickovic in der 22. Minute. Oder Bernd Hollerbach bei einer recht einfachen Übung, wie einem Einwurf, nicht das 1:3 einleiten, indem er dem Gegner den Ball zuwirft. Aber eine kollektive Fehlleistung, ein achzigminütiges Aneinanderreihen von Fehlpässen hat der Eichkorn-Equipe offenbart, daß wer den Schaden hat, für den Spott nicht zu sorgen braucht. Auch nicht im Niedersachsenstadion in Hannover „St. Pauli-hahaha“, schallte es so von den Stehtraversen – sehr zum Mißmut der zahlreich angereisten St. Pauli-Fans, die es auch nach dem 0:2-Halbzeitstand nicht am nötigen Optimismus haben fehlen lassen.

Nach dem 1:2-Anschlußtreffer haben sie ihr Team sogar auf der Siegerstraße gesehen. Doch auchdie sprichwörtliche Butter ließen sich die 96er nicht mehr vom Brot nehmen.

Andreas Hoffmann

Hannover 96: Sievers – Raickovic – Sundermann, Klütz – Weise, Schütz (44. Daschner), Groth, Kuhlmey, Schönberg – Pförtner, Winkler (80. Schulz) FC St. Pauli Hamburg: Reinke – Dammann – Schlindwein, Philipkowski (40. Mayer) – Gronau, Pröpper, Zander, Stanislawski, Hollerbach – Driller, Hjelm (72. Scharping) Schiedsrichter: Krug (Gelsenkirchen) – Zuschauer: 8 761 Tore: 1:0 Raickovic (22.), 2:0 Pförtner (34.), 2:1 Zander (40.) 3:1 Schönberg (59.), 4:1 Winkler (73.)