Frankfurter „Kasperletheater“ geht weiter

■ SPD und Grüne trotz „U-Booten“ fest entschlossen, die Koalition fortzusetzen

Frankfurt/Main (taz) – Trotz der „vier Schweine in den eigenen Reihen“ (OB Andreas von Schoeler) – bei einer ohenhin nur hauchdünnen Mehrheit von drei Stimmen im Stadtparlament – sind Sozialdemokraten und Grüne offenbar fest entschlossen, ihre Koalition in Frankfurt am Main fortzusetzen. Nach diversen Krisensitzungen am Tag nach dem gescheiterten Versuch, den Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, Lutz Sikorski (43), im Stadtparlament zum Umweltdezernenten der Stadt wählen zu lassen, war das auch von Magistratsmitgliedern der Grünen prophezeite „Ende der Koalition“ schon kein Thema mehr.

Doch da sich die vier U-Boote aus den Reihen der SPD noch immer auf Tauchstation befinden, wagt diese Koalition den erneuten Sprung ins kalte Wasser (zunächst) nicht. Zwar erklärte Stadtkämmerer Tom Koenigs (Die Grünen) noch am Freitag abend, daß die Partei nicht auf die Besetzung des Umweltdezernates verzichten werde. Umweltpolitik, so Fraktionschefin Martina Schmiedhofer noch am Donnerstag vor der Stadtverordnetenversammlung, brauche schließlich einen „ganzen Dezernenten mit einem eigenständigen Umweltressort“. Doch zunächst billigten die Grünen die von OB von Schoeler vorgeschlagene Lösung, wonach Kämmerer Koenigs das Umweltdezernat vorerst kommissarisch mitverwalten soll. Der Grüne war vor seiner Ernennung zum Stadtkämmerer selbst Umweltdezernent gewesen. Damit gab die Koalition indirekt einer Forderung der oppositionellen CDU statt, die „aus Sparsamkeitserwägungen“ heraus immer für die Aufteilung der Aufgabenbereiche des Umweltdezernenten auf andere Dezernate plädiert hatte.

Für Lutz Sikorski hatten die Grünen ein Trostpflaster: Der Mann vom „Frankfurter Kreis“ der Grünen um Joschka Fischer und Rupert von Plottnitz darf wieder seinen alten Posten als Geschäftsführer der Römerfraktion einnehmen, obgleich die Fraktion mit Rosemarie Oswald bereits seine Nachfolgerin gewählt hatte. Die FAZ hatte Sikorski schon am Freitag genüßlich vorgerechnet, daß ihm durch die Sabotage der Wahl durch die abtrünnigen Genossen „rund zwei Millionen DM“ an Dezernententantiemen und Pensionsansprüchen durch die Lappen gegangen seien.

Im „absurden Kasperletheater“ in Frankfurt am Main, so die Grüne Jugend Hessen (GJK), wird jedenfalls weitergehampelt bis zum nächsten Eklat. Klaus-Peter Klingelschmitt