■ Polizei mit neuer Sicherheitslücke
: Dienstwagenwechsel

Polizeichef Hagen Saberschinsky wippte mit dem Stuhl. Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) kratzte ungeduldig an den Bartstoppeln seiner Wange. Der SPD-Abgeordnete Hans-Georg Lorenz stöhnte nur noch: „Ich verstehe das nicht mehr.“ Dabei war in der gestrigen Sitzung des Innenausschusses alles ganz einfach. Zum Thema Schichtdienst bei der Polizei erläuterten Vertreter dreier Gewerkschaften und des Gesamtpersonalrats, warum die bisherige Zwölf-Stunden-Schicht effektiver sein soll als eine Acht-Stunden- Schicht. Die Behauptungen des Viererpacks klangen auch gar nicht schlecht: Beispielsweise sollen bei drei Schichten pro Tag rund ein Fünftel weniger Polizeibeamte in der Nacht zur Verfügung stehen als bei der heutigen Zwei-Schicht-Regelung. Bloß warum? Bei den Abgeordneten machten sich Ungeduld und Enttäuschung breit, denn auf solch einfache Fragen kamen keine Antworten. Den Parlamentariern wiederum lag ein Bericht des Landesrechnungshofes vor, nachdem mit einem acht Stunden kurzen Dienst so viel Pausen und Freizeitausgleich gespart würden, daß rein rechnerisch statt 2.000 Beamte 2.312 ihren Dienst schieben könnten.

Doch dann entdeckte die konservative Deutsche Polizeigewerkschaft eine Sicherheitslücke bei der umstrittenen Dreier-Schicht. Für die Übergabe eines Streifenwagens benötige die Besatzung 30 bis 45 Minuten, um Verkehrssicherheit, Funkgeräte und Waffen zu kontrollieren. Bei drei Wechseln pro Tag müßten die Berliner also auch dreimal täglich für fünfundvierzig Minuten auf Polizeischutz verzichten. Doch selbst Scharfmacher Dieter Hapel von der CDU schien die drohende Gefahr zu verkennen: Er wolle in die „einschlägigen Fahrzeugübergabe-Richtlinien“ gucken, kündigte er an. Und der Ausschußvorsitzende Helmut Hildebrand (SPD) dachte laut über weitere Optimierungen der Polizeiarbeit nach: bei der Dienstwagenübergabe. Dirk Wildt