■ Hoesch in Dortmund bläst jedes Jahr mehr Dioxin in die Luft als alle Müllverbrennungsanlagen der Republik
: Ein Volksvergifter

Der Amtseid des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau lautet: „Ich schwöre, daß ich meine ganze Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das mir übertragene Amt nach bestem Wissen und Können unparteiisch verwalten ... werde, so wahr mir Gott helfe.“

Zum Schaden abwenden war in Dortmund seit mehreren Jahren Gelegenheit. Mitten in der Stadt steht die größte Dioxinschleuder der Republik. Seit Jahrzehnten bläst der Hoesch-Konzern aus einem Sinterofen jährlich mehrere hundert Gramm des Ultragiftes Dioxin und beregnet damit Hunderttausende Menschen in Dortmund und Umgebung. Je mehr Schrott der Konzern in den Sinteröfen verbrennt, desto geringer sind seine Kosten. Die Stahlkocher sanieren ihre Finanzen auf Kosten der Gesundheit der Menschen.

Doch die SPD-Landesregierung, ganz offensichtlich in diese kriminelle Praxis eingeweiht, unternimmt – nichts! Das hat Tradition. Die Konzerne an der Ruhr sind nach wie vor ihr Hätschelkind. Die Chefs von Krupp und Hoesch finden sich regelmäßig zum Tête-à-tête beim Ministerpräsidenten ein. Derweil haben die Dioxine aus Stahlöfen, Müllverbrennunganlagen und Kabelschwelbetrieben das Ruhrgebiet weiträumig versaut. Erst im vergangenen Jahr war die Firma Birzelius in Duisburg als Dioxinschleuder identifiziert, aber nicht geschlossen worden. Die Stadt Duisburg hat allen ihren Schrebergärtnern vom Verzehr der eigenen Produkte abgeraten.

Es rede niemand vom industriellen Restrisiko, das man in dieser Gesellschaft eben tragen müsse. Es rede auch niemand davon, daß solchen Unternehmen in der Krise strengere Umweltauflagen nicht zugemutet werden können. Hoesch bildet nur die Avantgarde der Übeltäter. Wer wissentlich und mit stillschweigender behördlicher Billigung die Bevölkerung vergiftet, gehört aus dem Verkehr gezogen. Konzernbosse und Politiker müssen Konsequenzen ziehen, die Anlage ist sofort zu schließen! Sofort, ohne Wenn und Aber. Zwanzig Jahre Seveso in Dortmund sind genug.

Das aber reicht nicht mehr: Die Regierungen in Bund und Ländern müssen endlich dafür sorgen, daß die deutsche Großindustrie die Menschen im Land nicht mehr klammheimlich vergiften kann. In den USA ist seit Jahren jeder Konzern verpflichtet, öffentlich zugänglich zu machen, wieviel Gift aus seinen Schornsteinen und Abwasserrohren quillt. Das mindestens ist die Risikogesellschaft ihren BürgerInnen schuldig. Hermann-Josef Tenhagen