Rendezvous im Golf von Aqaba

■ Rabin und König Hussein bei Geheimgesprächen ertappt

Tel Aviv (taz) – Der israelische Ministerpräsident Jitzhak Rabin und der jordanische König Hussein haben sich allem Anschein nach in der Nacht auf Montag getroffen, um Informationen über den Friedensprozeß im Nahen Osten auszutauschen. Israelische Zeitungen berichteten gestern unter Berufung auf „hohe israelische Regierungskreise“ von der Zusammenkunft. In den Medien Jordaniens wurde dagegen kein Wort darüber verloren. Die Bürger des Königreichs waren auf das arabische Programm der BBC angewiesen. Dort hieß es, ihr Herrscher dementiere das Treffen. Laut den israelischen Berichten fand die Zusammenkunft auf einem Schiff statt und zwar in jenem Meeresstreifen, der in Jordanien Golf von Aqaba und in Israel Golf von Eilat genannt wird.

In Israel wird angenommen, daß der König auf Rabins „vertrauliche amtliche“ Interpretation der Abkommen zwischen Israel und der PLO gedrängt hatte. Hussein ist besonders an Details der bisher offiziell aus den Verhandlungen ausgeklammerten Frage Jerusalems und der Zukunft der in Jordanien lebenden palästinensischen Flüchtlinge interessiert.

Der jordanische Ministerpräsident Abdel Salam Madschali erklärte gestern, die für den 8. November geplanten jordanischen Parlamentswahlen würden wie geplant stattfinden. Zuvor hatte es geheißen, die ersten freien Mehrparteienwahlen seit 37 Jahren würden verschoben, da sich die demographischen Verhältnisse Jordaniens bald grundlegend ändern könnten. Bis zu 60 Prozent der Bewohner Jordaniens sind palästinensischer Herkunft.

Jordanien möchte durchsetzen, daß bei den weiteren Friedensgesprächen die israelisch-jordanischen und die israelisch-palästinensischen Verhandlungen getrennt werden. Vor dem Auftakt der Gespräche im Herbst 1991 in Madrid wurde vereinbart, Palästinenser und Jordanier in eine gemeinsame Delegation zu integrieren. Die Trennung wird bisher von Israel und den USA abgelehnt. Israel beabsichtigt einerseits, rasch einen separaten Frieden mit Jordanien abzuschließen, andererseits die Frage einer gemeinsamen israelisch-jordanisch-palästinensischen Zukunft zu verhandeln. Zudem möchte die israelische Regierung, daß Hussein die Aktivitäten der palästinensischen Hamas-Vertreter in Jordanien unterbindet.

Geheimtreffen zwischen dem jordanischen König und hochrangigen israelischen Politikern, zumeist der Arbeiterpartei, sind keine Seltenheit. Israelische Medien berichten von bis zu zwanzig Zusammenkünften Husseins mit israelischen Regierungsvertretern seit dem Krieg von 1967. Sie fanden meist in Israel oder in Europa statt, wurden aber stets von beiden Seiten dementiert.

Eines der Mitglieder der palästinensischen Delegation bei den Gesprächen in Washington, Saib Erekat, kündigte gestern an, die israelischen Truppen im Gaza-Streifen und in Jericho würden am 13. Dezember mit dem Rückzug beginnen. Am 1. Januar werde PLO- Chef Arafat in Jericho erwartet. Amos Wollin