Waschen für Heitmann

■ Der Kandidat erläutert die Bergpredigt / Bubis erneuert Kritik

Berlin (taz/dpa) – Unter dem Motto „Wir Frauen am Herd finden Steffen Heitmann nicht verkehrt“ wollen Dresdner Frauen heute ihre Sympathie mit dem CDU/CSU-Kandidaten für das Bundespräsidentenamt bekunden. Vor dem Kulturpalast der sächsischen Landeshauptstadt soll symbolisch der „gröbste Schmutz aus angedreckten Männerhemden“ gewaschen werden, hieß es in einer Mitteilung des Frauenkreises „Heitmann for President“.

Nicht alle verstanden den satirischen Charakter der Ankündigung. So hat sich Steffen Heitmann, der sich über eine „Schmutzkampagne“ gegen ihn beklagt hatte, selbst weiter für seine Wäscherinnen ins Zeug gelegt: Obwohl er keine Interviews mehr geben wollte, verriet Heitmann Dienstag abend in Bonn vor Journalisten ein kleines Geheimnis: „Mit Gewaltlosigkeit und der Bergpredigt läßt sich die Welt nicht regieren.“ Deshalb sei er nie Pazifist geworden, bekannte der ehemalige Pfarrer. Das staatliche Gewaltmonopol sei eine hohe kulturelle Leistung und sollte nicht in Frage gestellt werden. „Bedrückend“ fand Heitmann in diesem Zusammenhang die Demonstrationen vor dem Bundestag anläßlich der Asylrechtsänderung.

Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, erneuerte seine scharfe Kritik an Heitmann. Mit seiner Äußerung, daß sich aus der deutschen Vergangenheit zukünftig keine Sonderrolle mehr ergeben dürfe, habe Heitmann den latenten Antisemitismus wieder salonfähig gemacht. „Viele werden sich sagen: Wenn der künftige Bundespräsident so denkt, dann kann ich als einfacher Bürger auch so denken“, meinte Bubis.

Die bayerische FDP hat inzwischen Hildegard Hamm-Brücher offiziell als Kandidatin der Partei für das Amt vorgeschlagen. Es sei klar, daß sie zur Verfügung stehe, wenn die Partei sie rufe. Die Parteiführung solle rasch entscheiden. nik

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