Aus deutschen Landen verfault auf den Tisch

■ Tiefkühlfleisch zu 80 Prozent ungenießbar

Hamburg (taz) – Die Gemeinde der Vegetarier dürfte demnächst wieder erheblich zunehmen. Was die Hamburger Verbraucherzentrale gestern als Ergebnis eines Fleischtests in deutschen Supermärkten und Kaufhäusern präsentierte, muß jedem Fleischfresser den Magen umdrehen. Die Leckerbissen aus Frischfleischtheken, Kühltresen und Tiefkühltruhen sind zu 80 Prozent vergammelt, gesundheitsgefährdend oder schlicht ungenießbar. Die Tester hatten in insgesamt 148 Warenhäusern und Supermärkten in Berlin, Bremen, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart Fleisch eingekauft, das „verdächtig aussah oder roch“, wie Bernhard Rosenkranz von der Verbraucherzentrale Hamburg gestern berichtete. Von den 80 Prozent, die nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften entsprachen, war knapp ein Viertel völlig verdorben oder mit Fäkalbakterien infiziert. Die Lebensmitteluntersucher ermittelten in einigen Fleischhappen Gesamtkeimzahlen von über 100 Millionen pro Gramm Fleisch – die Bundesanstalt für Fleisch-Forschung stuft Ware mit einer Gesamtkeimzahl von mehr als 10 Millionen pro Gramm als nicht verkehrsfähig ein. Spitzenreiter war Hühnerklein mit 10 Milliarden Keimen pro Gramm.

Die bunten Gütesiegel der Erzeuger „Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch“ sind oft schlichter Bluff. Auch auf Haltbarkeitsdaten ist häufig kein Verlaß. Bei drei Viertel der als gesetzeswidrig beanstandeten Produkte war das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht abgelaufen. „Die Vertreiber sind großzügig mit der Zeit umgegangen“, vermuten die Tester. In einem Supermarkt, den die Testkäufer morgens heimsuchten, wurde die Truhe gerade erst angeschaltet, war also über Nacht aus. „Da wundert man sich dann nicht mehr, daß die Salmonellenerkrankungen zunehmen“, findet Rosenkranz. Vera Stadie