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„Breitarsch klebt an Positionen“

■ Podiumsdiskussion: Rot und Grün und frustrierend

Klarer Titel: rot-grün! Klare Fragestellung: Wo liegt das Problem? Und eine ebenso klare Antwort: Bei der SPD. Die als Good-will-Veranstaltung der Grünen geplante Podiumsdiskussion zur Perspektive eine SPD-GAL-Koalition geriet am Mittwochabend, einen Tag vor der Richtungsentscheidung des sozialdemokratischen Landesvorstands, zum Tribunal.

Und dies, obwohl das Podium fast ausschließlich von Mitgliedern und (Ex-)-Wählern der SPD besetzt war. Ausnahme im doppelten Sinn: Krista Sager, einziges GAL-Mitglied, einzige Frau in der Runde der Uni-Präsidenten, ÖTV-Bosse, Handelskammer-Abteilungsleiter, Mietervereinschefs.

Die grüne Fraktionsvorsitzende, die noch am Wochenende zumindest verhalten in Optimismus gemacht hatte, zeigte deutliche Resignationstendenzen. Es sei „unheimlich frustrierend, daß in der SPD machtpolitische Erwägungen“ eine so große Rolle spielten.

Eine Erkenntnis, die die übrigen Diskussionsteilnehmer nachvollziehen konnten. Und in ausgesprochen deutliche SPD-Senatsbeschimpfungen münden ließen.

Mietervereinschef Eckhard Pahlke attestierte, daß der Senat „reichlich versagt“ habe und insbesondere dessen Bausenator „die Weichen völlig falsch“ gestellt habe. Uni-Chef Jürgen Lütje monierte in der Hochschulpolitik einen eklatanten „Widerspruch zwischen Worten und Taten“, ÖTV-Chef Rolf Frisch „die Rekrutierungsmechanismen in dieser Stadt, oder kurz gefaßt den Filz“. Weniger vornehm drückte sich Architektenkammer-Vorstand Dirk Bäumer aus, der den Sozialdemokraten „breitärschiges Kleben an Positionen“ bescheinigte.

Nur Günther Klemm von der Handelskammer stellte sich nicht in die Schlange der Politikverdrossenen aus den Vorstandsetagen. Finanzkonsolidierung durch Privatisierung, Sicherung des Wirtschaftsstandorts, Hafenerweiterung waren zwar seine Themen, das Voscherausche Horrorszenario vom rotgrünen Wirtschafts-“Stillstand“ wollte der Unternehmens-Lobbyist aber nicht teilen: „Bewegung wird es bestimmt geben, die Frage ist nur in welche Richtung.“ Torsten Teichert vom Hamburger Filmbüro schließlich sah in Rotgrün nicht weniger als „die einzige gesamtgesellschaftliche Perspektive“ und erkannte auch noch das zweite große Problem: der „enorme Erwartungsdruck“, dem ein SPD/GAL-Bündnis ausgesetzt wäre. uex

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