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Chauvi-Sprüche

■ Zoten-Sammlung des Ministers in 2. Auflage

Niedersachsens Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD) hat es sich mit den Frauen in der Landesregierung gründlich verdorben. Grund ist eine Broschüre mit gesammelten „Funke“-Sprüchen, die — allen Protesten der anderen Ministerinnen zum Trotz — demnächst in zweiter Auflage erscheinen soll. Teils zotige Zitate haben den Zorn des angeblich schwachen Geschlechts erregt.

Kostproben aus dem 24seitigen Bändchen, das Funke zu seinem Privatvergnügen verbreitet: „Spargel behandelt man wie eine Frau. Vorsichtig am Kopf anfassen und feinfühlig nach unten streiche(l)n“, oder: „'Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch', glaubt doch keiner mehr, aber ,Oldenburger Butter hilft dir rauf auf die Mutter', das sitzt“. Zusammengestellt hat das Heft Funke-Pressesprecher Hanns- Dieter Rosinke, die Bezugsadresse ist das Landwirtschaftsministerium.

Frauenministerin Waltraud Schoppe (Grüne) fand das gar nicht witzig. „In einer patriachalischen Gesellschaft haben ,Witze' über Frauen den Charakter, ihre Gleichwertigkeit, ihre Gleichberechtigung und ihre Integrität anzugreifen“. Und: „Das Lachen über diese Witze schließt die Erniedrigung und Verletzung der Würde der Frauen ein.“ Dem Vernehmen nach hielt sich bei den männlichen Kabinettsmitgliedern dagegen die Empörung in Grenzen.

Funke selbst versteht die Welt wegen der großen Nachfrage nicht mehr, sagt sein Sprecher Rosinke. Die erste Auflage (800 Exemplare) sei innerhalb von wenigen Tagen vergriffen gewesen. Der Bauer aus Überzeugung habe ihm neulich erst mitgeteilt, er habe eine Namensliste mit 1.000 Personen, die die Broschüre „Wehe, wem der Funke blüht“ haben wollten. Die neu gedruckten 3.000 Exemplare will Funke im Kofferraum seines Wagens deponieren, damit er immer sofort ein Bändchen zur Hand hat, wenn es erbeten wird.

Pressesprecher Rosinke, der die Sprüche sicherlich nicht in seiner Freizeit erstellt hat, erklärte die Broschüre des Ministers zu dessen Privatsache. Vergeblich appellierten Schoppe und Mitstreiterinnen an Funkes ungeteilte Persönlichkeit, sie verstehen, nicht, wie die „Trennung des Privatmenschen Funke und des Ministers Funke“ in der Öffentlichkeit zu erklären sein soll.

Indes wäre es vermutlich falsch, Funke für einen ausgekochten „Chauvi“ zu halten. Schließlich ist in seiner Sammlung auch folgende Stammtisch- Weisheit enthalten: „Männer, die behaupten, sie hätten zu Hause die Hosen an, tragen doch alle eine Schürze darüber.“ dpa

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