Nur auf dem Papier eine gute Nachricht

■ Humboldt-Uni und Arbeitsamt verabreden müde Kooperation / Kaum offensive Beratungsansätze

Die Mitteilung klang gut. Arbeitsamt und Humboldt-Universität verbessern ihre Berufs- und Studienberatung. Heraus kam freilich eine dröge Verwaltungsvereinbarung. Zwischen den Beratern werde es künftig regelmäßige Besprechungen geben. Ein „abgestimmtes Verweissystem“ und umfassender Informationsaustausch werden geführt – bei „Wahrung der jeweiligen Zuständigkeit“. Das einzige Konkrete ist, daß ein Arbeitsberater des Arbeitsamtes Studienberatung machen wird. Doch auch diese Neuheit ist keine. Jetzt wurde bloß auf eine formalrechtliche Grundlage gestellt, daß jemand vom Arbeitsamt freitags zwischen neun und zwölf in der HUB sitzt.

„Keine große Leistung“, das weiß auch der oberste Studienberater Unter den Linden, Kajo Piper. Doch den Leiter der Studienabteilung drücken ganz andere Sorgen. Bislang hat die HUB nur zwei Leute in ihrer zentralen Studienberatung. Zwei Berater für 20.500, da meint Piper, könne man eine offensive Beratung „fast nicht durchziehen“. Konzeptionell sieht es ähnlich dürftig aus. Im Hochschulstrukturplan, dem Umbauplan des Wissenschaftssenators Manfred Erhardt (CDU) für die Berliner Hochschullandschaft, hat Studienberatung vor allem eine Aufgabe: „Die Einhaltung der Regelstudienzeit sicherstellen“. Damit kommt die Wissenschaftsverwaltung den jüngst beschlossenen Beratungsvorstellungen der Bundes-CDU nahe.

Die Union wünscht sich eine „intensive Beratung auch über Alternativen zum Studium“. Diese Beratung sei eine Farce, kritisiert Studienberater Kajo Piper. Der Wissenschaftssenator instrumentalisiere Studienberatung „als Zwangsinstrument“.

Beifall vom Wissenschaftssenator bekam jüngst der Fachbereich Germanistik der FU. Dort bat man alle Studierenden über dem 19. Semester zu einer obligatorischen Studienberatung. Ziel der Aktion war allerdings „nie Exmatrikulation“, betont Verwaltungsleiter Matthias Dannenberg. Und auf den Applaus legt er keinen Wert. „Wir wollen durch persönliche Ansprache mehr Leute zum Examen bringen.“ Bei Erhardts Strukturplan sei dies nicht erkennbar. Dannenbergs Kritik zielt auch auf die Studierenden. „Die sind selber schuld, weil die erst reagieren, wenn ihnen jemand ans Schienbein tritt.“ Als Alternative bieten die Germanisten ihren Studierenden eine Art „Ein-Jahr- Plan“ an, einen Studienplan für zwei Semester. Außerdem gibt es die obligate „Massentaufe“ (Dannenberg), eine große Einführungsveranstaltung für 500 Studenten. Im kommenden Semester wird eine bezahlte studentische Studienberatung hinzukommen.

An der TU gibt es das längst. Hier geht man mit der Einrichtung von Studienbüros neue Wege. Das sollen die zentralen Anlaufstellen für Studierende sein. Dort gibt es bald hauptamtliche Studienberater für sechs Fachbereiche. Sie heißen „Studiensekretäre“ und sollen unter anderem Beratungsinstanzen wie den Praktikumsbeauftragten und den Prüfungsobmann koordinieren. cif