■ Das Portrait
: Gottfried Küssel

Das Ziel seiner Truppe, vertraute Gottfried Küssel Ende 1991 internationalen Fernsehstationen an, sei die Wiederzulassung der NSDAP zu Wahlen. Dafür muß der Kopf der österreichischen Neonazis, Chef der „Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition“ (VAPO), jetzt für zehn Jahre ins Gefängnis. Die Geschworenen befanden Küssel für schuldig, auf eine nationalsozialistische Machtergreifung hinzuarbeiten. Nach dem 1992 entschärften NS-Verbotsgesetz entspricht das der Mindeststrafe.

Der Neonazi ist bereits siebenmal vorbestraft; schon 1983 ging er hinter Gitter. Wann immer in den vergangenen Jahren Rechtsextremisten für Schlagzeilen sorgten, war er dabei. Spätestens seit er 1983 mit seiner „Ausländer-Halt-Bewegung“ bei Nationalratswahlen antrat, gilt er als Kopf der Szene.

Offiziell lebt der 34jährige von den Zuwendungen der Mutter und studiert Astronomie sowie Ur- und Frühgeschichte. Von letzterem ist jedoch an keiner Universität

Zehn Jahre Gefängnis für Österreichs Obernazi Foto: Reuter

etwas bekannt. In der vom deutschen Neonazi-Führer Michael Kühnen gegründeten Untergrundtruppe „Neue Front“ firmierte Küssel als „Bereichsleiter Ostmark“. Als Kühnen 1991 verschied, stieg der nur mäßig sprachbegabte Küssel zu einem seiner Nachfolger auf.

Seine „VAPO“ organisierte Küssel straff. „Gaubeauftragte“ sorgten für den Zusammenhalt der Bewegung. Bei Langenlois führte Küssel jahrelang – und unter den Augen der Öffentlichkeit – auf dem Grundstück eines Kameraden, eines Ex- Bundesheer-Ausbilders, Wehrsportübungen durch. Am Rande dieser Übungen ging Küssel vor amerikanischen Reportern sein Mundwerk durch. Der TV-Dialog im O-Ton: „Herr Küssel, sind Sie ein Rassist? – Selbstverständlich bin ich das. – Schreckt es Sie, ein Nazi genannt zu werden? – Nein, ich bin stolz darauf, selbstverständlich.“ Der ARD sagte er anläßlich des „Reichsparteitages“ der inzwischen verbotenen „Deutschen Alternative“: „Unsere jungen Kameraden sind selbstverständlich immer bereit, Gewalt anzuwenden.“ Vor Gericht versuchte Küssel verzweifelt, diese Aussagen zurückzunehmen. „Sie sagen“, fragte der Staatsanwalt, „der Holocaust hat nie stattgefunden?“ Küssel: „Nein, ich sage nur, daß ich nicht daran glaube.“ Robert Misik

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