Seat-Chef Alvarez geht

■ Streikdrohung bei VW-Tochter / Sanierungskonzept abgelehnt

Berlin (taz/dpa) – Gerade die Affäre-Lopez halbwegs durchgestanden, muß sich die VW-Konzernleitung in Wolfsburg nun mit der Sanierung ihrer spanischen Tochter Seat herumschlagen. Das Unternehmen mit Sitz in Barcelona wird 1993 vermutlich 1,25 Milliarden Verlust einfahren. Ein Sanierungskonzept, das der Vorsitzende der Geschäftsführung, Juan Antonio Diaz Alvarez, in der Wolfsburger Zentrale vorlegte, hat wenig Eindruck hinterlassen. Alvarez zog die Konsequenzen und schied „einvernehmlich“ aus dem VW-Konzern aus. Einen Nachfolger will VW noch nicht benennen.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen des Seat-Vorstandes seien eine reine Orientierung in Richtung Produktionssteigerung für die kommenden Jahre. Damit ließe sich die Zukunft der spanischen VW-Tochter nicht absichern, ließ VW-Sprecher Otto Ferdinand Wachs verlauten. Ziel müsse es vielmehr sein, durch Rationalisierungen die Gewinnschwelle wieder zu erreichen. Im Klartext heißt das, daß auch eine ganze Reihe an Arbeitsplätzen gefährdet sind. Die spanische Gewerkschaft UGT hatte vorbeugend bereits am Montag mit „Streikmaßnahmen ohne Beispiel“ gedroht, sollte das Werk in Barcelona geschlossen werden. 10.500 Arbeitsplätze stünden dann auf dem Spiel, malte ein Gewerkschaftssprecher den Teufel an die Wand. Um Schlimmstes zu verhindern, streben die Gewerkschafter gemeinsame Lösungen mit der VW-Mutter an. Ein erstes Treffen mit VW-Chef Piäch und dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Volkert wurde auf heute fixiert.

Währenddessen ist der um Chef Alvarez reduzierte Seat-Vorstand mit einer Überarbeitung des Sanierungskonzepts beauftragt worden. Ziel müsse es sein, möglichst viele wettbewerbsfähige Arbeitsplätze zu erhalten. Dabei sollten auch neue Wege möglich sein, so der VW-Sprecher. Wie diese aussehen, blieb bislang ungeklärt.

In Madrid wurde nun auch Spaniens Industrieminister Juan Manuel Equiagaray auf den Plan gerufen. Er habe die Zusicherung der VW-Spitze, daß diese auch weiterhin bei Seat präsent bleibe, versuchte er Gerüchten entgegenzutreten. Sein angekündigtes Zusammentreffen mit VW-Chef Piäch wurde in Wolfsburg nicht bestätigt. Zumindest dort zeichnet sich ein Silberstreif am Autohimmel ab. Bis Jahresende dürfte die VW AG bei der Hausmarke „plus/minus 0 oder einen Tick besser“ schaffen. Das zweite Halbjahr könne weitgehend ohne Kurzarbeit gefahren werden, so Piäch in der Zeit.bf