Gedenken an Petra Kelly

■ Vor einem Jahr erschoß Gert Bastian sie und sich selbst

Bonn (taz) – Von den tödlichen Schüssen, die nach Feststellungen der Bonner Staatsanwaltschaft heute vor einem Jahr in einem schmucken Einfamilienhaus im Bonner Norden fielen, erfuhr die Welt erst Wochen später. In der Nacht zum 20. OKtober 1992 gelangte die Nachricht in die Medien: Petra Kelly und Gert Bastian sind tot. Zum Gedenken an den Todestag der langjährigen Grünen-Politikerin und Friedensaktivistin Petra Kelly rückte gestern Lukas Beckmann die Todesumstände seiner früheren Mitstreiterin ins Licht: „Fälschlich“, so der Grünen- Politiker, habe die Staatsanwaltschaft Bonn damals in ihrem Abschlußbericht die These des „Doppelselbstmordes“ aufgestellt. Erst im April diesen Jahres hätten nach Meinung von Beckmann die Ermittlungsbehörden sich „korrigiert“ und in einem Brief an die Anwältin der Familie Kelly zugegeben, daß die Tochter doch aufgrund einer „vorsätzlichen Tötung“ gestorben sei. Als „schade“ bezeichnete es Beckmann, daß diese Information letztlich nicht „veröffentlicht“ worden sei.

Der langjährige Kelly-Vertraute bestätigte der taz, daß weiter geprüft werde, ob juristisch gegen das Alice-Schwarzer-Buch zu Leben und Tod der beiden vorgegangen werden könne.

Beckmann und der russische Schriftsteller Lew Kopelew stellten unter dem Titel „Gedenken heißt Erinnern“ einen Band mit den Reden vor, die im November 1992 bei der Trauerfeier für Kelly und Bastian gehalten wurden. Darüber hinaus präsentierte Erika Heinz, Vorsitzende der von Petra Kelly vor 20 Jahren gegründeten „Grace P. Kelly Vereinigung zur Unterstützung der Krebsforschung für Kinder“ einen mit Kelly-Aphorismen bestückten Kalender. Mit dem Titel „Farbwelten“ soll durch visionäre Fotos an das erinnert werden, was nach Worten von Erika Heinz Petra Kelly auszeichnete: „Sie hat gekämpft, und wo sie wirkte, hat sie immer kleine Feuer gesetzt.“ Hasso Suliak