„Unterm Strich weniger Kosten“

■ Karl-Ernst Schmitz-Simonis vom Metall-Verband Nordrhein-Westfalen über die Absichten der Arbeitgeber

Die Kündigungen der Lohntarife und Urlaubsabkommen durch die Arbeitgeber in der westdeutschen Metallindustrie haben scharfe Proteste bei Politikern und Gewerkschaften ausgelöst. Die taz sprach mit dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer vom Verband der Metall- und Elektroindustrie Nordrhein-Westfalen, Karl- Ernst Schmitz-Simonis.

taz: Die IG Metall wirft den Arbeitgebern vor, mit der Kündigung der Tarifverträge regelrecht Lohnraub zu betreiben. Nicht nur die Inflationsrate sollte bei den kommenden Tarifverhandlungen nicht mehr ausgeglichen werden, sondern die Arbeitgeber wollten tatsächlich nominale Lohnkürzungen betreiben. Was ist da dran?

Schmitz-Simonis: Vielleicht darf ich erst mal sagen, daß wir mit der Kündigung die IG Metall zu Gesprächen aufgefordert haben, ohne daß wir irgendwelche qualitativen oder quantitativen Forderungen gestellt haben. Allerdings, wir haben der IG Metall gesagt, Ziel ist von unserer Seite zu erreichen, welche schnellwirksamen Maßnahmen für die Unternehmen einerseits Kostensenkungen, andererseits aber auch Produktivitätsverbesserungen ermöglichen.

Die Arbeitgeber wollen Kostensenkungen. Das kann für die Beschäftigten doch eigentlich nur weniger Einkommen bedeuten. Wenn man sowohl die von Ihnen gewünschten Veränderungen beim Lohn als auch bei den Urlaubsregelungen zusammenrechnet, soll dann unterm Strich eine nominale Kostensenkung herauskommen, also weniger Geld auf dem Konto der Arbeitnehmer?

Insgesamt unterm Strich, jawohl, meinen wir, daß wir eine tatsächliche Kostenentlastung erreichen müssen. Das sind unsere Vorstellungen. Wobei Sie natürlich genau wissen, daß zwischen Vorstellungen und Ergebnis immer Unterschiede bestehen. Denn wir wollen ja kein Diktat ausüben, sonst hätten wir bezifferte Forderungen stellen können und müssen. Wir wollen gemeinsam in Gespräche mit den Gewerkschaften eintreten, an welchen Stellen wir Veränderungen vornehmen können, so daß am Ende aber die Kostenlage günstig beeinflußt wird.

An welchen Punkten wollen die Arbeitgeber ansetzen?

Es liegen ja jetzt verschiedene Tatbestände auf dem Tisch. Nicht nur der Lohn, sondern auch der Urlaub. Da geht es nicht nur um die Dauer des Urlaubs, um die Urlaubsvergütung, da geht es um Berechnungsvorschriften, da geht es um Vorschriften, wie denn teilweise Urlaub gegeben wird, zum Beispiel, wenn jemand in der Mitte des Jahres in das Unternehmen eintritt. Da gibt es Sondervorschriften, die alle bei solchen Verhandlungen jetzt kritisch durchleuchtet werden können.

Die Kündigung hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, war das beabsichtigt?

Durch die Kündigung der Tarifverträge über Lohn und vor allem auch Urlaub von unserer Seite aus haben wir jetzt ein Mosaikfeld, in dem wir uns bewegen können, in dem wir einzelne Steine anders setzen können als in der Vergangenheit. Diese Möglichkeit hätten wir, wenn wir nach der traditionellen Methode gewartet hätten, bis die IG Metall gekündigt hätte und dann eine Lohnforderung gestellt hätte, nicht gehabt. Durch die Kündigung hat sich unser Verhandlungsspielraum erweitert. Mir ist aber auch wichtig zu sagen, daß wir damit keine Provokation der Gewerkschaften oder gegenüber der Öffentlichkeit aussprechen wollten. Interview: Barbara Dribbusch