: Uhl oder die ZGF vergessen?
■ Lautstarker Streit im Rathaus unter Bremer Spitzen-Frauen nach taz-Artikel
„Die Abschaffung des Frauenressorts wäre ein politischer Salto rückwärts in die 80er Jahre“, meint Frauensenatorin Sabine Uhl. Mit diesen Worten kommentierte sie im Pressedienst des Senats der Freien Hansestadt Bremen — „die Berichterstattung über die Zukunft des Frauenressorts in der taz“.
Die KollegInnen unserer Zeitung freuen sich zwar immer über Senats- Beschlüsse über ihre Zeitungstexte, das scheint aber doch der Ehre zu viel. Was hat Sabine Uhl bewegt? Wir hatten berichtet, daß die Gleichstellungsstelle keine ihrer 14 Stellen abgeben will. Da der Haushaltsausschuß aber keine weiteren Stellen schaffen will, bliebe das Frauenressort auf die Fassade reduziert.
Dagegen richtet sich der Zorn der Senatorin ohne personellen Unterbau. Uhl war drauf und dran, zum Bürgermeister zu gehen und sich darüber zu beschweren, daß die Kerstein gegen ihr Frauenressort intrigiere. Und wie sieht es bundesweit aus, wenn Bremen die Frauensenatorin abschafft...
Der Bürgermeister ist aber eine schlechte Adresse für Sabine Uhl. Schon früher hatte er im Konflikt um Millionen-Löcher in dem anderen Uhl-Ressort (Arbeit) darauf verwiesen, nicht er habe sie zur Senatorin machen wollen, sondern der SPD-Landesvorstand (in Sinne des Regionalproporzes muß jemand aus Bremen-Nord im Senat sein!).
Uhl ging also nicht zum Bürgermeister. Ein paar Tage nach dem taz-Artikel traf sie aber vor der Senatssitzung auf Ursel Kerstein in Person — und geriet gehörig mit ihr aneinander. Kerstein versicherte, sie sei da nicht vollständig zitiert worden und der Eindruck schief und so weiter. Die Gretchenfrage ist aber: Gibt sie einige ihrer Stellen ab, damit aus dem Fassaden-Frauenressort ein richtiges wird? Und vor allem: Würde sie Zuständigkeiten abgeben? Das will Kerstein natürlich nicht. Die logische Konsequenz ist aber nichts anderes als die Reduktion der Frauensenatorin auf die Eintragung in der Visitenkarte.
Wenn die Koalition schließlich doch zwei oder drei Stellen rüberschieben will von der Gleichstellungsstelle zum Frauenressort, dann beginnt ein quälendes Verfahren. „Da will doch kein Mensch hin“, heißt es in Kreisen der Bremer Frauenpolitik, und schon garnicht jemand aus der Gleichstellungsstelle. Da wäre dann der Personalrat vor, Abordnungen sind ein mitbestimmungspflichtiger Vorgang, und wenn sich das Verfahren in die Länge zieht, ist es bald 1995 und eh Schluß mit diesem Senat ...
Aber Sabine Uhl hat den Kampf aufgenommen. In ihrer Senatsmitteilung zur Verteidigung des Frauenressorts kommt die Zentralstelle mit keinem Wort vor. Das Frauenressort zu unterstützen, sagt die Senatorin stattdessen, sei „das Gebot der Stunden. Es geht um die Interessen der Frauen.“ Da hätte sie lieber den Singular verwendet, findet Rosi Roland
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