Klappe. Nächste Einstellung.

■ Die brandenburgische CDU dreht heute eine neue Episode ihres C-Pictures: Schwache Spitze, schmale Basis

Potsdam (taz) – Der Film, den die brandenburgische CDU in den letzten drei Jahren abspulte, würde wohl in der Kategorie C-Picture landen. Er hat Unterhaltungswert, obwohl ein Happy-End auch nach dem heutigen Parteitag und der Wahl einer neuen Landesvorsitzenden nicht in Sicht ist. Die bisherige Statistin, die heute aller Voraussicht nach in die Hauptrolle schlüpfen muß, heißt Carola Hartfelder. Sie soll als Heroine dem einst umjubelten Ulf Fink folgen, der vor kurzem seinen Auftritt sang- und klanglos beendete. Dieter Dombrowski und Beate Blechinger heißen zwei weitere Nebendarsteller, die sich auch gerne in den Chefsessel spielen wollen.

Carola Hartfelder ist ein eher mütterlich-frohsinniger Mensch. „Sie ist fleißig“, bescheinigt der CDU-Generalsekretär Thomas Klein der 42jährigen Lehrerin aus Luckau. Klein hatte sich den Unmut der Partei zugezogen, als er vor Finks – von der Partei erzwungenem – Rücktritt offen gegen den Landesvorsitzenden wetterte. Und das schicke sich nicht für einen Generalsekretär, meinen die „Parteifreunde“. Dombrowski und Blechinger haben schon offen verkündet, keinesfalls mit Klein zusammenarbeiten zu wollen. Und deshalb ist der jungsche Generalsekretär für Carola Hartfelder.

Dieter Dombrowski ist das andere Sternchen, das sich heute zur Wahl stellt. Er ist für brandenburgische Verhältnisse ein richtiger Polit-Routinier. Früher war er Vorsitzender der Westberliner Jungen Union. Die Wende nutzte der 42jährige zum Karrieresprung als Landrat in Rathenow. Sein markiges Auftreten überzeugt die einen, sein Wessi-Gehabe fürchten die anderen. Denn eines will die Brandenburger CDU auf keinen Fall wieder: einen Jet-set-Wessi à la Ulf Fink.

Beate Blechinger, die dritte Kandidatin, gilt als enge Vertraute des ehemaligen brandenburgischen CDU-Fraktionsvorsitzenden Peter-Michael Diestel, der spätestens seit seinem Einsatz für die „Komitees für Gerechtigkeit“ in der Union kaum noch Sympathisanten hat. Der engagierten bildungspolitischen Sprecherin der CDU werden keine Chancen für den Chefsessel eingeräumt.

Für die Parteitagsdelegierten stellt sich heute mit der Wahl der Vorsitzenden noch nicht die Frage, wer gegen Stolpe bei der Landtagswahl im Oktober 1994 antreten soll. Die Entscheidung über die Spitzenkandidatur wurde wohlweislich von der Wahl zum Landesvorsitz getrennt. Nach der neuesten Emnid-Umfrage würden derzeit lediglich 21 Prozent der Bürger in Brandenburg der CDU die Stimme geben. Bei der Landtagswahl 1990 waren es noch 29,4 Prozent. Keiner der drei KandidatInnen ist es zuzutrauen, die SPD von ihrem hohen Roß von derzeit 46 Prozent (1990: 38,2 Prozent) zu holen.

Obgleich die beiden Hauptstreithähne, Diestel und Fink, vorerst von der Leinwand gefallen sind, ist das Possenstück, das die Partei bietet, noch nicht zu Ende. Diestel wird bei der anstehenden Kommunalwahl keinen Listenplatz mehr bekommen und der Presse dann jede Menge schöner Anti-CDU-Zitate liefern. Fink wird vielleicht in den Bundestag verschickt, wenn er nicht ganz in der Versenkung verschwindet. Und kleine Episoden werden bis zur Kommunalwahl am 5. Dezember für weitere Unterhaltung sorgen. Beate Blechinger kündigte zum Beispiel gegenüber der taz an, daß im Fall des parlamentarischen Geschäftsführers Detlef Kirchhoff, der bei der Einsetzung eines Baufilz-Untersuchungsausschusses Unterschriften von eigenen Abgeordneten gefälscht haben soll, noch Konsequenzen ausstünden. Doch die CDU-Spitze hatte sich vor dem Parteitag auf ein „Blindekuh-Spiel“ geeinigt. „Das Image der CDU ist schon so schlecht. Wir wollten die Stimmung durch einen erneuten Rücktritt nicht noch mehr anheizen“, meinte Blechinger.

Klappe. Nächste Einstellung. Anja Sprogies