Roma-Pogrom mit Billigung der Regierung?

■ Schwere Vorwürfe gegen Rumäniens Führung wegen Morden an Roma

Bukarest (taz) – Im Zusammenhang mit dem Pogrom, das am 20. und 21. Spetember gegen Roma in dem mittelrumänischen Dorf Hădăreni begangen wurde, haben die rumänischen Roma-Organisationen schwere Vorwürfe gegen Regierung und Behörden des Landes erhoben. In einer Erklärung, welche die bisher zerstrittenen Roma- Organisationen und ihre führenden Politiker gemeinsam unterzeichnet haben, wird die Regierung beschuldigt, durch ihre Haltung gegenüber den Tätern für vergangene und zukünftige Pogrome gegen Roma verantwortlich zu sein.

In Hădăreni waren drei Roma ermordet und sämtliche Häuser der Roma im Dorf zerstört worden. Drei Tage danach hatte die Regierung eine Erklärung veröffentlicht, in der sie die Roma beschuldigte, illegal in dem Dorf gelebt zu haben. Wörtlich hieß es darin, das Verhalten der Roma, „das in einem Mord kulminierte, der auf offener Straße ohne jegliches Motiv an einem Jugendlichen begangen wurde, provozierte eine spontane Reaktion anderer Dorfbewohner.“

Diese Formulierungen, so Vertreter der Roma-Organisationen, würden die Opfer zu Tätern machen und zu Gewalt gegen Roma ermutigen. In der Erklärung der Roma-Organisationen wird darauf hingewiesen, daß polizeiliche und staatsanwaltliche Untersuchungen bei anderen Pogromen in keinem Fall zur Verurteilung der Täter geführt hätten. Zudem habe die Regierung auch ihre wiederholten Versprechen, die Roma zu entschädigen, nicht eingehalten.

Sándor Ciurcui, der Vertreter der Roma im Kreis Mureș, in dem das Dorf Hădăreni liegt, berichtete der taz, die Dorfbewohner hätten am vergangenen Sonntag gemeinsam mit dem Bürgermeister und seinem Stellvertreter auf einer öffentlichen Sitzung beschlossen, den Roma die Rückkehr in das Dorf zu verweigern. Er selbst sei einen Tag später in dem Dorf von etwa 30 Rumänen und Ungarn bedroht worden. Keno Verseck