„Herr aus dem Süden“

■ War ein Vertreter des BND bei der Aktion in Bad Kleinen dabei?

Berlin (taz) – In seinem vorgestern in Bonn präsentierten „Sicherheitspaket 1994“ will Bundesinnenminister Manfred Kanther die beiden Geheimdienste Verfassungsschutz und Bundesnachrichtendienst bei der Kriminalitätsbekämpfung stärker in die Pflicht nehmen. Bei diesem Vorsatz könnte die Praxis dem Minister womöglich schon voraus sein. Nach Angaben eines Geheimdienstexperten gegenüber der taz soll bei der tödlichen Antiterroraktion in Bad Kleinen ein „Herr aus dem Süden“ als Zaungast anwesend gewesen sein. Mit der Umschreibung „Herren aus dem Süden“ werden in Sicherheitskreisen gemeinhin Vertreter des Bundesnachrichtendienstes aus Pullach bezeichnet.

Wohlgemerkt: Der Mann soll als Beobachter, nicht als Beteiligter an der Polizeiaktion selbst vor Ort gewesen sein. Gut möglich, daß seine Anwesenheit selbst dem Gros der Einsatzkräfte nicht bekannt war.

Der Staatsanwaltschaft Schwerin, die die beteiligten Polizisten und Grenzschützer vernommen hat, ist bislang allerdings kein BND-Mann untergekommen. „Das höre ich zum ersten Mal“, erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Schwarz auf Anfrage der taz, „für mich wäre das auch sehr ungewöhnlich.“

Ein Kripo-Insider bestätigt allerdings die Angaben über den angeblichen BND-Beobachter und konkretisiert: In Bad Kleinen sei ein hessischer BND-Verbindungsbeamter vor Ort gewesen. Dies sei durchaus üblich bei derartigen BKA-Aktionen im Terrorismus- Bereich. Vielleicht läßt sich das Geheimnis des großen Unsichtbaren ja in einer konzertierten Aktion von Polizei, Verfassungsschutz und BND lösen.

Ganz im Sinne Manfred Kanthers. thosch