Razzia im Gaza-Streifen

■ Zwei Tote bei Jagd israelischer Soldaten auf Hamas-Mitglieder

Tel Aviv (taz) – Israelische Soldaten töteten am Samstag im Gaza-Streifen zwei Mitglieder der islamistischen Hamas-Bewegung und nahmen 16 weitere Personen fest. Die bewaffneten Palästinenser wurden im Rahmen einer großangelegten Suchaktion mit Helikoptern und als Arabern verkleideten Soldaten in verschiedenen Teilen des Streifens entdeckt. Bei der Operation wurden mindestens 17 Häuser zerstört oder schwer beschädigt. Die zwei Hamas-Aktivisten starben in einem Bunker. Israelische Soldaten warfen mehrere Granaten in den Schutzraum, in dem sich beide versteckt hielten. Bei einem der Getöteten soll es sich um einen 24jährigen Hamas- Führer namens Izz ad-Din al-Qassim handeln.

Die PLO-Führung in Tunis protestierte gegen die Militäraktion. Ihrer Ansicht nach bricht Israel mit der Jagd auf Hamas-Leute ein Geheimabkommen. Laut der PLO verpflichten sich darin beide Seiten, Feindseligkeiten einzustellen. Daran habe sich bisher auch Hamas gehalten, hieß es aus Tunis.

Der israelische Stabschef, General Ehud Barak, erklärte dagegen bei einem Besuch in Gaza, die zukünftigen Aufgaben der palästinensischen Polizei und des israelischen Militärs würden erleichtert, wenn die israelischen Truppen noch vor ihrem Abzug möglichst viele bewaffnete Palästinenser faßten. Efraim Sneh, ein führendes Mitglied der Arbeitspartei und Spezialist für Sicherheitsfragen, sagte am Sonntag, die PLO müsse verstehen, daß die Opfer der momentan notwendigen Militäroperationen Feinde des Friedens seien. Auch habe die PLO Hamas gar nicht aufgerufen, Angriffe gegen israelisches Militär einzustellen. In Israel bestehe keine Absicht, die Militäroperationen gegen Hamas einzustellen, bevor die israelischen Soldaten in einigen Monaten aus den teilautonomen Gebieten abgezogen würden.

In der Westbank wurde am Samstag eine 70jährige Palästinenserin erschossen und ihre 52jährige Begleiterin verletzt, als sie gerade in ihrem Garten Feigen pflücken wollten. Nach Angaben von Palästinensern waren die Täter jüdische Siedler, die behaupteten, das Grundstück gehöre zu ihrem Gebiet. Aus israelischen Militärkreisen hieß es nur, die Tat habe einen kriminellen Hintergrund, nach den Tätern werde gefahndet. Amos Wollin