DVU liebäugelt mit „Republikanern“

Bei der Großveranstaltung der Deutschen Volksunion in Passau hofft Frey auf „gemeinsame Strategie“ mit Reps / Neonazis sehr zufrieden mit Freys Rede / 1.500 Gegendemonstranten  ■ Aus Passau Bernd Siegler

„Deutschland muß leben“, heißt es auf einem überdimensionalen Transparent im Innern der Passauer Nibelungenhalle. Draußen vor dem Eingang dagegen: „Passau gegen die DVU“. Während drinnen der millionenschwere Münchner Verleger und Vorsitzende der rechtsextremen „Deutschen Volksunion“ (DVU), Gerhard Frey, knapp 2.000 Anhänger, darunter viele Skinheads und führende Funktionäre neonazistischer Gruppen, mit rassistischen Sprüchen begeisterte, demonstrierten draußen knapp 1.500 gegen die „braune Scheiße“. Die Polizei nahm 57 Personen in Gewahrsam, davon 22 DVU-Gegner unter anderem wegen des Tragens von Aufnähern, die ein durchgestrichenes Hakenkreuz darstellten.

Seit über zehn Jahren hält die DVU ihre Großveranstaltungen in der Donaustadt ab. Mit über 30 Prozessen versuchte die Passauer Stadtverwaltung, der DVU den Zugang zur städtischen Nibelungenhalle zu verwehren – auch dieses Mal ohne Erfolg. „Die Stadt wehrt sich energisch dagegen, Jahr für Jahr von Rechtsextremen heimgesucht zu werden“, betonte Oberbürgermeister Willi Schmöller am Vorabend der DVU-Veranstaltung. Schon im letzten Jahr gemachte Vorschläge, beispielsweise die Nibelungenhalle aus der städtischen Trägerschaft in eine private zu überführen, blieben jedoch bislang Makulatur.

So konnte DVU-Chef Frey zusammen mit dem Vorsitzenden der „Liberaldemokraten Rußlands“, Wladimir Schirinowskij, seine Anhänger ungestört auf das Superwahljahr 1994 einstimmen. Nach dem Einzug in die Landesparlamente von Bremen und Schleswig- Holstein hatte die rechtsextreme Partei zuletzt in Hamburg lediglich 2,8 Prozent der Wähler überzeugen können. Sie konkurrierte dabei mit den „Republikanern“. Das soll, wenn es nach Frey geht, nicht mehr vorkommen. Er initiiert derzeit eine „Urabstimmung der Rechten“ und erneuerte sein Angebot an REP-Chef Franz Schönhuber, „künftig eine gemeinsame Strategie zu erarbeiten“.

„Eine zunehmend subtiler gewordene Argumentationsmethodik“ konstatierten die bayerischen Verfassungsschützer in den letzten Jahren bei der DVU. Auch in Passau gab sich Frey zunächst ganz so, als stünde er auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Er wandte sich entschieden gegen „Ausländer raus“-Rufe und betonte, seine Partei habe „nichts, aber auch gar nichts mit dem NS-System“ zu tun. Dann schlug er aber andere Töne an. Er hetzte gegen „Roma und Sinti“, gegen die „90 Prozent Scheinasylanten“ und die „ausländischen Gangster“. „Unsere deutsche Wehrmacht war die anständigste Truppe, die es bis ans Ende der Weltgeschichte so nicht mehr geben wird“, beschwört er und fordert zusammen mit seinem „russischen Freund“ Schirinowskij die „Rückgabe Ostpreußens an Deutschland“.

Mit solchen Tönen ist Frey nicht nur der Beifall der Alten im Saal gewiß, da hauen sich auch die in großer Anzahl anwesenden Skinheads auf die Schenkel und skandieren „Deutschland den Deutschen“. Anhänger der verbotenen „Nationalen Offensive“ (NO) und „Deutschen Alternative“ (DA) sowie der vor dem Verbot stehenden „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) und der „Wiking- Jugend“ waren nach Passau gekommen, um zu „sondieren“. Nicht nur Wolfgang Juchem, Hauptredner der letztjährigen neonazistischen Rudolf-Heß-Gedenkmärsche, sondern auch der NO-Aktivist Günther Boschütz waren mit Freys Aussagen sehr zufrieden. Boschütz, der in Polen ein „Schlesisches Radio“ aufbauen wollte, dann aber von den Behörden des Landes verwiesen worden war, findet an der DVU „vieles unterstützenswert“. Als „wählbare Rechtspartei“ komme für ihn „nur die DVU oder die NPD“ in Frage. Er selbst setze jedoch zukünftig weniger auf Organisationen als auf eine „autonome Struktur“ von Neonazi-Kleingruppen.

Weniger mit der Frey-Partei zufrieden waren die Anhänger der FAP. Deren Parteichef Friedhelm Busse zog es vor, vor den Toren der Nibelungenhalle zu bleiben. Wie auch im Jahr zuvor setzte Freys Ordnerdienst zusammen mit der Polizei das Hausrecht gegen etwa 30 Anhänger der FAP durch. Die hatten im Saal Flugzettel verteilt und die DVU als „Geldwaschanlage für Freys „dubiose Einkünfte“ und als „scheinnationale Abzockerpartei des Dr. Frey“ bezeichnet. Ein Vorwurf nicht ohne Grundlage. Eine Stunde der Großkundgebung war eigens dafür reserviert, die nationalen Devotionalien aus dem Hause Frey an den Mann zu bringen sowie Abonnenten für die Deutsche Nationalzeitung zu werben. Dafür hat Frey die elf Millionen Mark Minus, mit denen die DVU 1992 abgeschlossen hat, immerhin aus seiner Privatkasse beglichen.