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Vorschlag

■ Kölner Saxophon Mafia im Kulturhaus Peter Edel

Seit März 1991 hat sich eine Konzertreihe als engagierte Institution für innovativen Jazz in dieser Stadt profiliert. Sie nennt sich schlicht „edel-jazz“. Stets mittwochs treten im schwarz getünchten Café des Weißenseer Kulturhauses die Stars der vornehm „frei improvisiert“ genannten Musik zu subventioniert-erschwinglichen Preisen auf. Fast könnte man sich wie ein Störenfried fühlen, der frech die Intimität dieser Künstleroase zu stören wagt, so eingeschworen wirkt das einheimische Publikum. Aber auch wer nicht zu den erlesenen Gästen zählt, wird von Organisator Ingo Bauer willkommen geheißen, der die Abendkasse schmeißt und die Musiker sorgsam handverliest (und sich glücklich schätzen kann, noch von Marktzwängen weitgehend ungestört zu operieren). Mit meterlangen Papierbahnen ist der Innenraum tapeziert, auf ihnen die Namen der Dagewesenen: von Joelle Léandre über Aki Takase, Albert Mangelsdorff, Ronald Shannon Jackson zu Phil Minton. „Jewish Avant-Garde Music“ lautet bereits eine Ankündigung für den 9. November, dem sich just zwei Tage darauf ein gar zehntägiges internationales Workshop-Festival der improvisierten Musik anschließt.

Für heute abend steht ein Besuch aus Köln auf dem Programm, der bereits vor Jahren beim Berliner JazzFest dokumentierte, daß sich sein Name auf der Tapete gut machen würde: die Kölner Saxophon Mafia. Die Mafia gehört zu den Urvorzeigebands der 1978 von engagierten Youngster-Musikern begründeten Kölner Jazz-Haus-Initiative, die als gemeinnütziger Verein seit 1986 mit der Eröffnung von Konzertsaal und Kino das erste von Musikern selbstverwaltete Kulturzentrum betreibt (ein eigenes Schallplattenlabel samt Konzertagentur ist angeschlossen). Das Kölner Jazzhaus ist längst ein Fixpunkt der jüngeren deutschen Jazzgeschichte mit Modellcharakter – und es gehört sicherlich zu den Tiefpunkten der Berliner Jazzszene, sich nicht in all den Jahren auch auf ein ähnliches Konzept verständigt haben zu können, solange der Kultursenat noch Mittel dafür bereithielt. Die Kölner Musiker sind seither auch bekannt dafür, nicht an jazzpolizeilichen Grenzkontrollen paranoid zu werden, sondern auf musikalische Offenheit zu setzen. Eine eigene musikalische Sprache kann eben nicht ausschließlich aus Zitaten geflickt sein, die auf den Bühnen der Jazzgeschichte schon ausgiebig abgekäut wurden. Was außer der Wiederholung des Immergleichen noch zu spielen wäre, kann man sich bei den Kölner Saxophon-Mafiosi Joachim Ullrich, Gerhard Veeck, Wollie Kaiser, Dirk Raulf und Roger Hanschel doch einfach mal anhören. Nicht daß ein eigenes Haus schon den Sound macht, aber... Christian Broecking

Kölner Saxophon Mafia, 21 Uhr im Kulturhaus „Peter Edel“ am Weißen See, Berliner Allee 125. Am 18.12. auch im Rahmen der „jazz units“ in der Wabe, Dimitroffstraße 101, 21 Uhr, wo sie dann auf die Berliner Elefanten treffen werden.

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