Bukarest macht Rückzieher

■ Neue Erklärung zu Pogrom gegen Roma / Absetzungen

Bukarest (taz) – Rund zwei Wochen nach dem Pogrom gegen Roma in dem mittelrumänischen Dorf Hadareni will die Regierung des Landes nun politische Konsequenzen ziehen. Vertretern demonstrierender Roma-Organisationen versprach der Regierungssekretär Viorel Hrebenciuc am Montag abend in Bukarest, die Regierung werde ihre ursprüngliche Erklärung zu den Ereignissen von Hadareni zurückziehen und eine neue Position formulieren, die den Roma gerecht werde. In der Erklärung vom 24.September waren die Roma aus Hadareni praktisch zu Schuldigen an dem Pogrom erklärt worden.

Hrebenciuc sicherte bei dem Gespräch außerdem zu, daß der Bürgermeister der Gemeinde Chetani, zu der das Dorf Hadareni zählt, und sein Stellvertreter abgesetzt werden würden. Ebenso sollen laut Regierungssekretär die Polizeichefs der Gemeinde Chetani und der Kleinstadt Luduș abgesetzt werden.

Bei der behördlichen Untersuchung der Vorfälle in Hadareni vom 20./21.September, die am Wochenende begann, ist inzwischen aufgrund von Zeugenaussagen eine weit größere Verwicklung von lokalen Behörden und Polizei festgestellt worden, als zunächst angenommen. Danach haben sich der Bürgermeister der Gemeinde, sein Stellvertreter sowie drei Gemeinderatsmitglieder und zwölf Polizisten aus der Stadt Luduș nicht nur beim Lynchen von drei Roma zugesehen, sondern auch am Niederbrennen und Zerstören von Häusern beteiligt.

Es ist das erste Mal nach rund 30 ähnlichen Übergriffen auf Roma in Rumänien in den vergangenen dreieinhalb Jahren, daß eine Regierung des Landes politische Konsequenzen ziehen will. Vertreter der Roma kommentierten die Zusicherungen Hrebenciucs jedoch vorerst skeptisch und wollen tatsächliche Schritte der Regie„rung abwarten. KV