Pro Bremen: Monarchie ist käuflich!

■ Wie man König von Swasiland wird und dabei der Sache Bremens dient und wer Herr Schöpf ist

Die Zukunft Bremens ist wahr —und dauerhaft in Selbständigkeit nur zu sichern als Monarchie. Diese Staatsform ist wohl die einzige, die als Profit- Center ihre Kosten einspielen kann, phantasievolle Nutzung ihrer Möglichkeiten vorausgesetzt (Touristeneinnahmen beim täglichen Zeremoniell der Wachablösung am Domshof, Reduzierung staatlicher Aufwendungen durch die Ernennung von Sponsoren zu königlichen Hoflieferanten und Erstellung farbenprächtiger Briefmarkenserien mit Motiven aus der königlichen Familie etc. usf.)

Ein häufiger Einwand gegen ein Königreich Bremen ist, daß einem derartigen Gemeinwesen die royale Tradition fehle, ein König von Bremen somit im Kreise der internationalen Potentaten als Emporkömmling stets an den Katzentisch der Parvenues gesetzt werde: Abstrahlender Glanz aus den Häusern Oranje, Windsor oder Habsburg sei nicht zu erwarten.

Einen Ausweg aus diesem Dilemma finden wir im Kleinanzeigenteil der WELT AM SONNTAG: Dort bietet ein echter Prinz unter Chiffre seine Adoptionsbereitschaft an. Uns verwundert es kaum, daß sich auf eine diesbezügliche Anfrage ein Herr aus Österreich meldet: „Ich habe einen Prinzen unter Vertrag genommen, der bereit ist, seinen Titel per Adoption weiterzugeben,“ schreibt uns mit vorzüglicher Hochachtung Andreas Schöpf aus A 4232 Hagenberg. Es handele sich um den ältesten Sohn Seiner Majestät König Sobhuza II aus dem Königreich Swasiland, und nach Zahlung von schlichten 7O.OOO Mark auf das Ander Treuhandkonto von Dr. Klaus Kirchner in Düsseldorf („der beste Rechtsanwalt Deutschlands“) könne man sich schon am nächsten Samstag in der Kanzlei zur Klärung der Formalitäten treffen.

Natürlich will der künftige Papa auch wissen, wen er da an Sohnes Stelle annehmen wird: Geburtsurkunde, Lebenslauf und polizeiliches Führungszeugnis müssen sein, dazu zwei Paßfotos und Referenzen bezüglich des Rufes: „Wichtige Voraussetzung ist lediglich, daß Sie eine reine Weste haben.“

Ob wir nun den verehrten Bürgerschaftspräsidenten Dr. Klink, den guten Sparkassenonkel Friedrich Rebers oder den öberschten Braumeister Josef Hattig zum König machen: Alle Herren müßten reichlich lange im Sonnenstudio verbringen, um authentisch als SEINE KÖNIGLICHE HOHEIT PRINZ DLAMINI durchzugehen. Ob der Herr Schöpf da nicht was Passenderes im Angebot hat, besser passend auch zur vornehmen Blässe der norddeutschen Tiefebene? Jajaja — da hat er schon was da — „wenn Geld kein Thema ist“. Für 3OO.OOO Mark etwa wäre ein Fürst von Sayn-Wittgenstein-Hohenstein als Vati zu haben, beim Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha und Herzog von Sachsen ist man mit 4OO.OOO Mark dabei. Hier allerdings mit Bonusprämie: „Da sind Sie über die Verwandtschaft auf Platz 25 der belgischen Thronfolge und Nummer 38 beim britischen Königshaus“.

Das allerdings bringt weltgeschichtliche Dimensionen in die Sache: Nur ein erfolgreicher IRA-Anschlag auf ein Familientreffen, zu dem die snobistische Sippe den adoptierten Prinzen nicht eingeladen hat, und schon lächelt im gesamten Commonwealth König Dieter von den Briefmarken: Das allerdings hätte mehr Werbeeffekt als so ein subventioniertes Roßapfel- Championat in der Stadthalle oder ein Festival des neuseeländischen Ausdruckstanzes...!

Für weitere Erörterungen in dieser Sache steht der Thronversammlung auf dem Marktplatz als treuer Sohn der Stadt zur Verfügung: UrDrü,

künftiger Ritter des Fürstlichen Ordens der Tempelherren mit Stammsitz im Postfach 3O916 Altwarmbüchen.