Für freiwillige Pflicht

■ Verbands-Diskussion: Dienstpflicht statt Zivildienst hier bitte das Foto von der alten Frau

Soll jemand zu ihrer Betreuung gezwungen werden?Steinberg

Die von Bundespräsident Richard von Weizsäcker in die Diskussion gebrachte Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht als Alternative zur Wehrpflicht stößt in Bremen auf wenig Sympathie. Die Vertreter der großen Bremer Wohlfahrtsverbände, die gestern an der Tagung „Sozialstaat ohne Zivildienst“ teilnahmen (vgl. Seite 3), forderten stattdessen für den Fall der Aufhebung der Wehrpflicht eine Verteilung der Mittel, die der Bund bisher für den Zivildienst ausgegeben hat, an die Sozialträger vor Ort. Nach einer Modellrechnung des Bremer Vorsitzenden des „Paritätischen“, Jürgen Blandow, handelt es sich dabei um gut 20 Millionen Mark jährlich.

Besonders ausgeprägt ist die Ablehnung einer allgemeinen Dienstpflicht bei den sozialpädagogischen MitarbeiterInnen der Verbände. Anders dagegen die Leitungsebene: „Bei uns konnten sich überraschenderweise alle leitenden Mitarbeiter eine solche Dienstpflicht vorstellen“, sagte Manfred Schulken, Geschäftsführer des Bremer Diakonischen Werkes.

Für Finanzsenator Volker Kröning und den Staatsrat im Sozialressort, Christoph Hoppensack, kommt nach der Abschaffung der Wehrpflicht eine Verlagerung der Kosten, die jetzt für Zivildienstleistende anfallen, auf das Land überhaupt nicht in Frage. „Das ist jenseits aller Vorstellbarkeit“, sagte Hoppensack. Und Kröning: „Wir müssen angesichts von Null-Haushalten in den nächsten Jahren sowieso schon ein Stück sozialer Sicherheit aufkündigen, da ist eine solche Verlagerung von Kosten nicht möglich.“

Einen pfiffigen Vorschlag hatte Burkhard Schiller, Bremer Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt. „Man kann niemanden gegen seinen Willen zu sozialen Aufgaben zwingen“, sagte er zur Begründung, warum ein Pflichtdienst keine Alternative zum Zivildienst sei. Falls es tatsächlich zur Abschaffung der Wehrpflicht käme, wünscht er sich als Alternative deshalb „so etwas wie ein freiwilliges soziales Pflichtjahr“. Ase