„Grüne Lunge“ retten

■ Klima-Bündnis mit Regenwald-Bewohnern: Evaristo Nugkuag vom Stamm der Aguarana in Hamburg  

Brandrodung, Abholzung von Edelhölzern und die Suche nach Bodenschätzen bedrohen die tropischen Regenwälder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. Ihre Zerstörung und die Vertreibung der Ureinwohner zu verhindern ist das Anliegen von COICA, einem „Dachverband der Indigenen Organisationen des Amazonasbeckens“. Koordinator von COICA und gleichzeitig Vorsitzender des „Klima-Bündnisses europäischer Städte und indigener Völker der Regenwälder zum Erhalt der Erdatmosphäre“ ist der Peruaner Evaristo Nugkuag vom Stamm der Aguarana. Evaristo Nugkuag erläuterte in dieser Woche bei einem Besuch in Hamburg das Anliegen der „indigenen“ Völker, der Ureinwohner der tropischen Regenwälder.

Schon 1984 gründeten nationale indigene Organisationen Perus, Ecuadors, Brasiliens, Kolumbiens, Boliviens und Venezuelas die COICA, um stärker Einfluß auf die internationale Politik gewinnen zu können. Doch die Resonanz bei Treffen mit Vertretern internationaler Institutionen wie der Europäischen Gemeinschaft und der Weltbank war enttäuschend; auch die Unterstützung durch nordamerikanische und europäische Naturschützer war wenig hilfreich. Auch bringen die von den Naturschützern geforderten Reservate und Nationalparks für die Ureinwohner keinerlei Schutz: sie müßten weichen, so Nugkuag, sobald wirtschaftliche Interessen auftreten.

Daher stellte die COICA nach einem Jahr Vorarbeit im Mai 1991 das Manifest des Klimabündnisses vor und wirbt seitdem in Europa um Städtepartner: um „nach 500 Jahren Unterdrückung Lateinamerikas nun 500 Jahre folgen zu lassen, in denen Europa für den gemeinsamen Erhalt der Erde erobert wird“. 360 Städte Europas haben sich bisher diesem Bündnis angeschlossen.

Besonders dringlich sei nun, so Nugkuag, die Grenzfestlegung der von den indigenen Völkern besiedelten Gebiete am Amazonas durchzusetzen. Erst dadurch sei eine rechtliche Anerkennung der zwei Millionen Amazonas-Ureinwohner möglich. In der Vergangenheit sei die Besiedlung dieser Lebensräume von den Regierungen der Amazonas-Anrainerstaaten bestritten und dadurch eine wirtschaftliche Ausbeutung erlaubt worden.

Unterstützung fand Nugkuag bei einem Besuch der Umweltbehörde bei Senator Fritz Vahrenholt. Im vorigen Jahr trat Hamburg dem Bündnis zwischen Amazonas-Ureinwohnern und europäischen Städten bei und verpflichtete sich, seinen Kohlendioxid-Ausstoß bis zum Jahr 2010 zu halbieren und auf den Einsatz des Ozonkillers FCKW (Fluorkohlenwasserstoffe) ebenso zu verzichten wie auf die Verwendung von Tropenhölzern.

Gegenüber Nugkuag versprach Vahrenholt, die brasilianische Regierung zu einer vollständigen Gebietsmarkierung der Indianergebiete aufzufordern. Auch die Forderung Nugkuags nach einer UNO-Konvention zum Schutze indigener Völker will Vahrenholt auf Bundesebene ansprechen. Darüber hinaus will die Umweltbehörde für ein von Nugkuag vorgeschlagenes Projekt 1994 Haushaltsmittel beantragen; das Projekt soll demnächst der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Jörg-Uwe Kerstein