■ Soundcheck
: Green Jelly / Oil On Canvas

Gehört: Green Jelly. Muppetshow im Docks. Die Bühne sah aus wie ein überdimensionales Kinderzimmer. Mannshohe Puppenhäuser im Zuckerbäckerstil als Tigerkäfig, ein Iglu mit einer Portion Softeis und einer Deutschlandflagge oben drauf und weitere Häuslein. Etliche Luftballons waren aufgehängt, denn es gab den ersten Geburtstag ihres Albums Cereal Killer Soundtrackzu feiern. Was sich darunter schrilles abspielte, war das Beste, was in den letzten Jahren auf Hamburger Bühnen ablief. Wer waren Monthy Python, Tex Avery oder die Sesamstraße? Hier waren Green Jelly! Eine Stunde und fünfzehn Minuten tobten Monster auf Riesenplateuschuhen, Frauen mit phantastischen Oberweiten und Männer mit Elefantenrüsseln anstelle der üblichen Genitalteile über die Bühne. Musikalisch wurde das gesamte Stilspektrum der letzten 20 Jahre Rockgeschichte persifliert. Kiss, AC/DC, Red Hot Chilly Peppers, Sex Pistols und Alice In Chains – alle mußten dran glauben. Green Jelly ließen sie in Glut und Asche versinken. Bei ihrem Smash-Hit “Three Little Pigs“ flippte das Publikum dann endgültig völlig aus. Eine Master-Geburtstagsparty, wie auch Sänger Gary „Shitman“ fand, der zur Feier des Tages das halbe Publikum auf die Bühne holte. pb

Gehört: Oil On Canvas. Konservative Rollenverteilungen behalten der Frau die Ausstattung und Verschönerung der Wohnung vor, die der Mann bezahlt. Die Texte Harald Hoffmanns von Oil On Canvas verschönert die Opernsängerin „Daggers“. Am Mittwoch sollte sie im Schöne Aussichten „Akzente“ setzen, welchen die richtungslose Unbekümmertheit der Band vermissen ließ. Deren gutgemeinte Liedchen zielten darauf ab, sich parodistisch auf ein Genre, wie den „Pop-Song“ einzulassen. Letzterer sorgt zwar seit 45 Jahren für eine Steigerung der Intelligenz, hinterläßt aber auch immer wieder Enttäuschte, die daran „reifer“ werden wollen. Statt einen Akzent zu setzen, machte Daggers Hoffmann ein E-(Musik) für ein U (Pop) vor. Konventionell.

Kristof Schreuf

Außerdem: Der volle Ernst einer Lebenshaltung, die sich nicht korrumpieren lassen möchte und nach wahrer innerer Größe sucht, erscheint in musikalischen Hip Hop-Versalien eines Blade in der Markthalle (21 Uhr).