Kinder suchen neue Eltern

■ Training für Pflegeeltern/ Kinder oft „schwieriger“ als erwartet

Pflegschaft ist inzwischen auch als Dauerlebensform möglichF: Mette

Heide Küpper vom Verein der Pflege- und Adoptiveltern überlegt am Telefon gemeinsam mit einem Pflegevater, auf welche Schule sein Pflegesohn gehen könnte. Pflegekinder sind aufgrund ihrer Geschichte häufig lernbehindert oder haben andere Auffälligkeiten, die den Schulbesuch erschweren. Die Sozialbehörde versuche oft, die Kinder in Sonderschulen abzuschieben, sagt Küpper. Denn die Waldorfschule, die solche Kinder aufnimmt, kostet Geld, das die Behörde sparen wolle. Bei solchen Problemen unterstützt der Verein der Pflege-und Adoptiveltern die Rechte der Pflegeeltern gegenüber der Behörde.

Manche Kinder können nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen. Sie kommen in Heime, Pflege-oder Adoptivfamilien.

In den Räumen des Vereins auf dem Gelände des Kinderheims Alten Eichen finden Kurse und Gespräche statt sowie der „Unterricht“ in der Pflegeelternschule Bremen. „Untersuchungsergebnisse zeigen, daß das Scheitern von Pflegeverhältnissen überwiegend auf mangelnder Vorbereitung und unzureichender Begleitung in Krisensituationen beruht“, erläutert Küpper. Viele Kinder sind verhaltensauffälliger, als die neuen Eltern erwarten.

Die meisten künftigen Pflege

personen wenden sich als erstes an die Behörde. Das Amt für Soziale Dienste überprüft die Voraussetzungen: die wirtschaftlichen Verhältnisse (denn der Pflegesatz für das Kind soll möglichst auch dem Kind zugute kommen), und die räumlichen Verhältnisse. Bei der Überprüfung der Motivation ist das Amt offenbar nicht so gründlich wie die Pflegeelternschule. „Wir fragen ausführlich

nach der Motivation. Dann erwarten wir von den Pflegeeltern oder Pflege-personen eine gewisse Offenheit. Vor allem müssen sie aktzeptieren können, daß das Kind meistens nicht so ist, wie sie sich das vorstellen“, sagt Küpper.

Im Seminar „Vorbereitung auf die Aufnahme eines fremden Kindes“ wird das Wissen von erfahrenen Pflegeeltern vermittelt. Die Vorbereitungsseminare sind überbelegt. Häufig kommen kinderlose AkademikerInnen, denen die vielen Bedingungen einer Adoption zu aussichtslos erscheinen. Wenn sich die Eltern oder die künftige Pflegeperson entschieden hat, suchen SozialarbeiterInnen ein Kind aus. In einer Anbahnungsphase besuchen die künftigen Eltern das Kind. „Meistens ist diese Phase kürzer als man denkt, die Kinder wollen neue Eltern, und die Eltern wollen das Kind nach Hause holen.“

Nach dem neuen Kinder-und Jugendhilfegesetz (1.1.91) gibt es die Unterscheidung zwischen einer „zeitlich befristeten Erziehungshilfe oder einer auf Dauer angelegten Lebensform“. So bleibt vielen Pflegeeltern erspart, ihr Pflegekind wieder herzugeben. Im Pflegesatz — zwischen 970 und 1.260 Mark monatlich, je nach Alter des Kindes — ist inzwischen immerhin Erziehungsgeld enthalten. Doch wie für alle Elternteile, die zu Hause bleiben, gibt es keine Sozialversicherungsbeiträge. Ein Platz im Kinderheim kostet zwischen 4.000 und 6.000 Mark.

Der Verein möchte durch Bildungsarbeit Pflegefamilien ermutigen und befähigen zur Aufnahme von Pflegekindern. Verein für Pflege-und Adoptiveltern e.V., T.: 231191Vivianne Agena