■ Mit Vietnam auf du und du
: Westlicher Geldsegen

Berlin/Hanoi (taz/AFP) – Nach über zehnjähriger Unterbrechung gibt es jetzt wieder IWF-Gelder für Vietnam. Ein Darlehen in Höhe von 223 Millionen US-Dollar (361 Mio. DM) soll ein erstes Signal sein, daß der Internationale Währungsfonds die Wirtschaftsreformen der Regierung in Hanoi unterstützt. Ein Teil des Kredites stammt aus einem speziellen Fonds, der erst im April für die Unterstützung ehemals kommunistischer Länder geschaffen worden ist. Weitere Kredite sollen folgen, unter anderem von Weltbank und der Asiatischen Entwicklungsbank.

Die Wiederaufnahme der Zahlungen durch den IWF war erst möglich geworden, nachdem 15 Staaten, darunter die Bundesrepublik, sich bereit erklärt hatten, die Zahlungsrückstände Vietnams gegenüber dem IWF in Höhe von 55 Millionen Dollar (81 Mio. DM) zu begleichen. Voraussetzung dafür: Die USA hatten im Juli ihren Widerstand gegen die Wiederaufnahme der IWF-Finanzhilfen an Vietnam aufgegeben.

Der Großzügigkeit des IWF sind einschneidende Reformen in Vietnam vorausgegangen. So wurden die Preise freigegeben und die öffentlichen Ausgaben drastisch gekürzt – neben dem Militärhaushalt auch im Gesundheits- und Ausbildungssektor. Während ausländische Direktinvestitionen und privates Unternehmertum im Inland erleichtert werden und auch begrenzter Landerwerb ermöglicht wurde, müssen unrentable Staatsbetriebe gnadenlos dichtmachen. „Es ist brutal, was dort passiert“, kommentiert ein Sprecher aus dem Bundesentwicklungshilfeministerium.

Der IWF jedenfalls hat sich sehr positiv geäußert über den vietnamesischen Reformeifer. Immerhin sollen jetzt die Reformen durch eine soziale Abfederung ergänzt werden. Im November treffen sich die Geberländer, um weitere Hilfsmaßnahmen zu beraten.

Die deutsche Wirtschaft hofft, daß sich nun die Chance eröffnet, mit Vietnam stärker ins Geschäft zu kommen. Ein Volk, das die Franzosen und die Amerikaner besiegte, schafft auch noch den Wirtschaftsaufschwung, hofft die Wirtschaft. Der Investitionsbedarf ist groß: Die Infrastruktur liegt danieder, und Absatzmöglichkeiten bieten sich auch etwa für die Maschinen- und Anlagenbauindustrie. Doch lassen politische Reformen in Vietnam noch auf sich warten; Parteibürokratie dämpft immer noch den Investoreneifer. Die deutsche Wirtschaft hält sich also trotz aller Hoffnungen zurück. Derweil engagieren sich vor allem Unternehmen aus anderen asiatischen Ländern, etwa Taiwan und Südkorea, und stecken ihre Claims ab. lieb