Der Sprücheminister

■ Betretene Gesichter auf der niedersächsischen Regierungsbank

Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke (SPD) hat auf sein Recht als „Privatmann“ verwiesen, Sprüche und Witze jeder Art zu veröffentlichen. Der Landwirt und gelernte Lehrer sagte am Freitag in der Fragestunde des Landtags in Hannover, er stehe zu den in einer Broschüre veröffentlichten Sprüchen, die in den vergangenen Wochen wiederholt als niveaulos und sexistisch bezeichnet worden sind.

Betretene Gesichter gab es auf der Regierungsbank, als Frauenministerin Waltraud Schoppe (Grüne) ihrem Kabinettskollegen Funke vorhielt, viele Frauen fühlten sich durch einige seiner markigen Aussprüche beleidigt. „Spargel muß man wie eine Frau behandeln: Vorsichtig am Kopf anfassen und feinfühlig nach unten streiche(l)n“, meint Bauer Funke. Oder: „Oldenburger Butter hilft Dir rauf auf die Mutter“. Dies und einiges mehr zeigt laut Schoppe, wie Männer Frauen vorzugsweise als Objekte betrachten, insbesondere in einer „sexualisierten Sprache“. Die von Funkes Pressesprecher „außerhalb der Dienstzeit“ erstellte Sprüchesammlung war Gegenstand einer Kabinettssitzung.

Funke erklärte im Landtag auf die von der CDU-Abgeordneten Rita Pawelski eingebrachte Anfrage, die Vorwürfe beruhten auf einem „nicht beabsichtigten Mißverständnis“. Seine Worte seien doch nicht „ernsthaft auf Frauen anwendbar“, befand er. Als Minister stehe er selbstverständlich hinter den frauenpolitischen Zielen der Landesregierung. Wenn er seine Broschüre auf Wunsch handsigniere, dann tue er dies als Privatmann. Diese Bemerkung trug ihm die Nachfrage der CDU-Abgeordneten Edda Schliepack ein, ob er denn im Landtag als Minister oder als Privatmann spreche.

Die Miene des Ministerpräsidenten Gerhard Schröder erschien zwar im Verlauf der Fragestunde zunehmend düsterer, doch auf die Frage, ob Funke als Minister weiterhin tragbar sei, antwortete er kurz mit „ja“. dpa