Das Flußpferd muß einsam bleiben

■ Ortstermin beim Zirkus Krone: Der BUND erstattete Anzeige wegen Tierquälerei / Zirkus Krone ohne Tiere?

Noch gehören Tiger und Elefanten selbstverständlich in die Manege, doch die Kritik an der Unterbringung der Tiere im Zirkus wächst. Nach einer Anzeige des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) gegen den Zirkus Krone, der derzeit am Potsdamer Platz gastiert, schlagen die Emotionen zwischen Zirkusfreunden und Umweltschützern hoch. Der BUND sieht eine „nicht artgerechte Haltung“ einiger Zirkustiere bei dem Münchner Zirkus gegeben. Vor Ort machte sich Amtstierarzt Wolfgang Plaschke gestern noch einmal ein Bild von der Unterbringung der Exoten.

Im Tierzelt stehen vier Elefanten friedlich nebeneinander, während ein Neuling einige Meter von der Gruppe isoliert mit einer Eisenkette gesichert ist. Diese Trennung sei nötig, da der Elefant noch nicht an seine Artgenossen gewöhnt sei und aggressiv werden könnte, erläutert Tourneeleiter Georg Klötzing. Der Amtstierarzt findet an dieser Unterbringung nichts auszusetzen. Das Tier leide nicht, da die Kette ihm genügend Bewegungsfreiraum gebe, urteilt er. Vehement widerspricht Gerd Wagner vom Arbeitskreis Naturschutz des BUND: „Jede Kettenhaltung ist eine Quälerei für das Tier.“

Auch bei der Tigerhaltung gehen die Meinungen weit auseinander. Gesetzlich sind lediglich 35 Quadratmeter für die Unterbringung der 14 Tiger vorgeschrieben. Bei Krone haben sie immerhin 52 Quadratmeter zur Verfügung. Doch Amtstierarzt und Tierschützer sind sich einig, daß man die Unterbringung der Raubkatzen durchaus verbessern könnte. „Warum errichtet man nicht einen Zentralkäfig, in dem die Tiger einen größeren Auslauf hätten“, regt Horst Hübner vom Tierheim Lankwitz an. Das Flußpferd muß dagegen wohl einsam bleiben. Nach 25 Jahren als Einzelgänger im Zirkus würde es sich an keinen Partner mehr gewöhnen.

Ähnliches droht der erst vier Jahre alten Giraffe im Nachbargehege, obwohl eine Zirkusleitlinie des Landwirtschaftsministers eine Einzelhaltung nur in Ausnahmefällen vorsieht. „Leider wird der Ausnahmefall zur Regel“, beklagt Horst Hübner, der auch bei anderen Zirkusunternehmen zunehmend Einzelgänger unter den Tieren beobachtet hat.

Konkrete Auflagen erteilte der Amtstierarzt bei der Unterbringung einer Netz-Pythonschlange. Deren Behausung sei nicht breit genug und benötige außerdem eine Klettermöglichkeit. Zweifel bleiben auch, ob Krokodile, die als kaum dressierbar gelten, im Programm notwendig sind. Da die Einzelgänger zu viert gehalten werden, müssen sie eine Maulsperre tragen, um sich nicht gegenseitig zu beißen.

Deshalb stellt der BUND generell das Arbeiten mit Exoten in Frage. Krone ohne Tiere kann sich Pressesprecher Helmut Schramek dagegen nicht vorstellen: „Wir werden nie einen Zirkus ohne Tiernummern machen, sonst wären wir ja ein Varieté“. Die Kritik der Tierschützer kann Zirkusfan Herbert Zawrel nicht teilen und meint, es sei blamabel, wie Krone hier behandelt wurde. „Ich fürchte, so schnell wird kein großer Zirkus mehr nach Berlin kommen“, sagt er enttäuscht. Hella Kloss