Kommentar
: Europas unbeliebteste Benimm-Regel

■ Ein Furz auf gute Manieren

„Es nervt mich ungemein, daß es sich hierzulande für Frauen nicht schickt, in Kneipen große Biere zu trinken, sondern allenfalls kleine. Die sind im Vergleich zum Pint viel teurer. In den meisten Pubs wird auf die Einhaltung dieser Regel jedoch nicht bestanden, nachdem Frauengruppen eine Kampagne geführt haben: Sie gingen gruppenweise in die betreffenden Kneipen und bestellten massenhaft heiße oder aufwendig gemixte alkoholhaltige Getränke. Wenn die dann fertig auf dem Tablett standen, bestellte sich eine noch ein großes Bier. Wenn der Wirt bedauernd ablehnte, stand die Gruppe geschlossen auf und ging. Den verblüfften Wirt ließ sie auf seinem Dutzend Mixgetränken sitzend zurück.“ Aine, 39, aus Dublin

„Warum ist alles, wobei man sich gut fühlt, verboten? Ein Furz erleichtert, es ist bequem, die Füße auf den Stuhl zu legen. Alles, was den Alltag angenehm macht, ist eigentlich gegen die Regeln. Das war das Erste, was ich als Kind gelernt habe. Die Hand gehört nicht auf den Schoß, sondern neben das Tellerchen. Eine Suppe, die heiß ist, schlürft man, weil sie heiß ist und es Spaß macht – aber es gehört sich nicht.

Ich habe sehr lange gebraucht, um zu begreifen, wann man Sie und wann man du sagt. Das hat auch etwas mit einer Verknüpfung von Höflichkeit und Macht zu tun. Warum sagt man nicht einfach „Hallo“ oder „Du da“? Hinter all diesen Floskeln steckt für mich eine fiese Freundlichkeit.“ Hans, 29, aus Amsterdam

„Es gibt Manieren und gesellschaftliche Spielregeln, die ich nicht mag. Eine französische jedoch finde ich regelrecht ekelhaft. In dem Dorf, aus dem ich komme, ist sie gang und gäbe. Es ist der Brauch, daß eine Braut auf dem Höhepunkt des Hochzeitsfests ihr Strumpfband versteigert. Man hebt sie mit ihrem Stuhl auf den Tisch, und die Männer bieten Geld. Bei jedem Gebot hebt sie ihr Kleid ein Stück weiter, bis sie schließlich am Strumpfband angelangt ist.

Das gehört sich bei uns so: denn man kann viel Geld damit machen – nicht selten werden es 600 bis 700 Mark. Für mich ist das die reinste Prostitution.“ Anne, 36, aus einem Dorf bei Grenoble

„Die blödeste Etikettenregel von allen, die ich kenne, ist die, daß man sich immer auf die Stühle setzen muß und nie auf die Tischkante darf. Dabei ist das doch viel bequemer.“ Gianni, 33, Castera-Avellino