Massengräber bei Mostar?

■ Hinweise gefunden / Hilfsorganisationen können nicht bestätigen

Genf/New York (taz) – 572 Muslime aus den Ortschaften Stolac und Čapljina sollen von bosnischen Kroaten getötet worden sein. Das behauptet die bosnische Armee. Der Bosnien-Korrespondent der taz fand südlich der Stadt Mostar zahlreiche Hinweise auf Massengräber muslimischer Zivilisten. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) in Genf konnten diese Berichte über Massengräber bei Mostar gestern jedoch nicht bestätigten.

Das UNHCR unterbrach gestern bis auf weiteres die Evakuierung von Kranken und Verwundeten aus Sarajevo. Bereits seit Anfang der Woche blockieren serbische Truppen, die den Flughafen der bosnischen Hauptstadt kontrollieren, das Ausfliegen von 121 Muslimen.

Darauf verweigerten die Muslime gestern den Abtransport von drei zur Evakuierung vorgesehenen schwerkranken SerbInnen aus einem Hospital im muslimisch kontrollierten Teil der Stadt. Die Evakuierungsflüge würden erst wieder aufgenommen, „wenn die beiden Kriegsparteien diese zynischen Maßnahmen einstellen“, erklärte der Sprecher der Genfer UNHCR-Zentrale.

Nach Angaben der Belgrader Zeitung Politika machen die bosnischen Serben eine Unterzeichnung des von UNO und EG vorgelegten Abkommens für Bosnien- Herzegowina inzwischen von einem „klaren Zeitplan für die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen Serbien abhängig“. Damit, so das Blatt, reagierten die Serben auf die Rede des bosnischen Präsidenten Izetbegović am Donnerstag vor der New Yorker UNO-Vollversammlung.

Darin hatte der Präsident seinerseits die Unterzeichnung des Abkommens von der Erfüllung der „Minimalforderungen“ abhängig gemacht, die er Anfang September in Genf vorgelegt hatte. Darüber hinaus verlangte Izetbegović, daß „umfassende und spezifische Garantien für die Umsetzung“ in den Text des Abkommens mit aufgenommen werden müßten. Diese Garantien müßten von der Nato beziehungsweise ihren Mitgliedsstaaten abgegeben werden. Die beiden Organisationen sollen nach den bisherigen Plänen mit der Umsetzung des Abkommens beauftragt werden. azu

Bericht aus Mostar Seite 2, Dokumentation der Rede Izetbegovićs vor der UNO Seite 10