Plauderstündchen zum Abhaken

■ Ruth Klüger und Matthias Beltz beim „Brückenschlag“ in den Kammerspielen

Um eine Aufarbeitung des Verhältnisses zwischen Nachfahren von Tätern und Opfern des Holocausts sollte es bei der Matinee-Veranstaltung Brückenschlag in den Kammerspielen gehen. Die in Kalifornien lebende Germanistin Ruth Klüger und der Frankfurter Kabarettist Matthias Beltz eröffneten das Projekt einer Einarbeitung in jüdische Lebensläufe. In regelmäßiger Folge sollen nun junge Künstler die gebrochenen Lebensgeschichten von Juden darstellen, die ins Ausland emigrierten. Nach dem Konzept von Kornelius Fürst und Matthias Kraemer soll damit nicht nur „die verlorene Zeit wiedererobert“ werden, sondern auch ein „Beitrag zur Gestaltung von Gegenwart und Zukunft“ geleistet werden.

Ruth Klüger, 1931 in Wien geboren, wurde im letzten Jahr mit ihrer Autobiographie weiter leben - Eine Jugend bekannt. Das Buch stellt die abstrakte Geschichte in der greifbaren Form eines intensiv geschilderten Lebensbildes dar. Doch Beltz bog jede seiner Äußerungen zu einer Pointe um und ließ am Ende die Veranstaltung vor dem davonlaufenden Publikum sausen. Ruth Klüger beließ es bei dem Abhaken von Programmpunkten und Gemeinplätzen und wagte nur selten ein persönliches Wort. Die nur auf dem Papier überwundene Sprachlosigkeit wurde zur Hilflosigkeit, zum Abschluß entwich Herrn Beltz noch ein unbestimmtes „vielleicht...“. Thomas Plaichinger