Ultraschalltests häufig unnötig

■ Nur bei Komplikationen sinnvoll

Hamburg (dpa) – Zur Schwangerenvorsorge gehören normalerweise zwei Ultraschalluntersuchungen, eine in der 16. bis 20., die andere in der 32. bis 36. Woche. Zwei Studien lassen jetzt Zweifel am Wert dieser Tests aufkommen, mit denen Schäden am Kind und Probleme in der Schwangerschaft aufgespürt werden sollen. Demnach könnte es ausreichen, nur beim Verdacht auf Störungen gezielt per Ultraschall ins Innere der Gebärmutter zu blicken. Beide Studien, an denen jeweils fast 16.000 Frauen teilnahmen, beziehen sich ausdrücklich nicht auf Risikoschwangerschaften.

Die Zahl der lebend geborenen Kinder und der Gesundheitszustand der Babys unmittelbar nach der Geburt war nicht abhängig von der Anzahl der Ultraschallprüfungen, schreiben Heiner C. Bucher und Johannes G. Schmidt in der Medizinzeitschrift British Medical Journal. Allerdings gab es in der routinemäßig kontrollierten Gruppe eine etwas geringere Säuglingssterblichkeit. Das kam jedoch dadurch zustande, daß diese Frauen schwere Fehlbildungen des Kindes früher kannten und sich deshalb für eine Abtreibung entschieden hatten, so die Autoren. Deutlich wird diese Tatsache daran, daß die Gesamtzahl der gesunden Neugeborenen je 1.000 Schwangerschaften in beiden Gruppen gleich groß war.

Knapp 8.000 Frauen waren während der neun Monate zwei bis vier Mal untersucht worden, in der Kontrollgruppe von ebenfalls fast 8.000 werdenden Müttern erfolgte nur bei besonderen Anlässen ein Test. Es handelt sich bei der Studie um eine Analyse von Daten aus Skandinavien und den USA. Die zweite Untersuchung berücksichtigt mehr als 15.000 Frauen in den USA. Die Mitglieder der „Ultraschall-Gruppe“ wurden durchschnittlich 2,2 Mal untersucht, die der Kontrollgruppe nur 0,6 Mal. In beiden Gruppen gab es bei rund fünf Prozent der Entbindungen ernsthafte Probleme, heißt es in der US-Fachzeitschrift The New England Journal of Medicine. Die Zahl der Frühgeburten und das durchschnittliche Geburtsgewicht waren ebenfalls fast gleich.

Auch hier konnte die frühzeitige Entdeckung embryonaler Schäden den Schwangerschaftsverlauf also nicht generell verbessern. Die Autoren dieser „Mega- Studie“ plädieren deshalb dafür, Ultraschalluntersuchungen nur gezielt und nicht routinemäßig vorzunehmen. Hinzu käme, daß werdende Eltern durch „falsch-positive“ Resultate unnötig beunruhigt würden, bei denen das Ultraschallbild eine Schädigung vortäuscht, die in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. fwt