■ Die USA-Intervention hat die Friedenschancen verringert
: Vier verlorene Monate

Nach dem Waffenstillstandsangebot des somalischen Milizenchefs Farrah Aidid und der zurückhaltend positiven Reaktion der US-Regierung gibt es Grund für vorsichtigen Optimismus: Ein Ende der Kämpfe zwischen bewaffneten Somalis und UNO- Truppen erscheint möglich. Es wird – vielleicht – bald wieder mehr geredet als geschossen. Ein Grund aufzuatmen, aber kein Anlaß für Jubelfeiern. Wenn alles gut geht, dann könnten sich die Verhältnisse in Mogadischu wieder auf dem Stand stabilisieren, den sie vor dem 5. Juni, also vor dem Massaker an 24 pakistanischen UNO-Soldaten, erreicht hatten. Um mehr geht es nicht.

Die Beteiligten fangen dort mit ihren Verhandlungen an, wo sie vor vier Monaten aufgehört hatten. Keines der damals bestehenden Probleme ist einer Lösung nähergerückt: Der Machtkampf zwischen verschiedenen Clanführern ist nicht entschieden. Bewaffnete Banditengruppen machen nach wie vor Somalias Hauptstadt unsicher und terrorisieren die Bevölkerung. Die UNO hat die Lage nicht im Griff. Kriegsgewinnler und ausländische Gruppierungen wie sudanesische und iranische Islamisten haben auch weiterhin ein Interesse am Fortgang des Bürgerkrieges.

Setzt man den günstigsten Fall voraus, daß nach vier verlorenen Monaten neue Verhandlungen beginnen, so werden die Beteiligten allerdings auch mit neuen Voraussetzungen rechnen müssen. Farrah Aidid, dessen Einfluß zu Jahresbeginn im Schwinden begriffen war und über dessen möglichen Nachfolger in Mogadischu offen spekuliert wurde, ist von den Amerikanern an die Macht zurückgebombt worden. Interne Kritiker wurden in die Loyalität ihm gegenüber zurückgezwungen, nachdem im Ausland nur noch von Aidids Kriegsverbrechen, nicht aber von den ebenso abstoßenden Greueltaten seiner Rivalen die Rede war.

Farrah Aidid kann sich nun als der Mann darstellen, dem es gelungen ist, die Weltmacht USA in die Knie zu zwingen. Damit läßt sich ein Herrschaftsanspruch gut untermauern. Seinen Rivalen dürfte diese Entwicklung nicht gefallen: Viele somalische Gegner Aidids haben in den letzten Wochen die UNO-Truppen unterstützt, weil diese als Verbündete im eigenen Kampf gesehen wurden. Gut möglich, daß die Heckenschützen von morgen aus den Reihen derer kommen, die den ausländischen Militärs gestern noch zugejubelt haben. Die UNO hat ihre Glaubwürdigkeit als neutraler Mittler bei den meisten Somalis verspielt. Die USA, die das zu verantworten haben, werden das nach dem Abzug ihrer Truppen nicht mehr auszubaden haben. Das überlassen sie anderen. Bettina Gaus