Unter den wachsamen Augen des Rabbiners

■ Baubeginn am Hertie Quarree in Ottensen ohne jegliche Zwischenfälle

Ohne jegliche Gegendemonstrationen begannen gestern morgen die Bauarbeiten für das umstrittene Hertie Quarree in Ottensen. Gegen acht Uhr fuhren die ersten Bagger auf, um mit den Ausschachtungsarbeiten auf dem Gelände zu beginnen. Am gestrigen Abend traf ein Rabbiner aus Jerusalem in Hamburg ein, um in den nächsten Wochen die Bauarbeiten auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof zu überwachen.

Um den Bau des Quarrees auf dem Ex-Hertie-Gelände und dem ehemaligen jüdischen Friedhof hatte es voriges Jahr heftige Auseinandersetzungen gegeben. Orthodoxe Juden der ganzen Welt waren gegen den Plan der Investorengruppe Büll & Liedtke Sturm gelaufen, die das Terrain völlig ausschachten und die Gebeine der toten Juden umbetten wollte. Daraufhin blockierten orthodoxe Juden das Areal und stoppten so die Bauarbeiten. Erst durch einen Schiedsspruch von Oberrabiner Itzhak Kolitz wurde der Konflikt beigelegt. Danach verzichtete das Bauunternehmen weitgehend auf die Ausschachtung des Friedhof-Areals und baut das Quarree nunmehr zum Teil auf Stelzen. Dafür erhielt das Unternehmen von der Stadt einen Zuschuß von 16.5 Millionen Mark.

Im Bezirksamt Altona stößt das Quarree-Projekt auf Widerspruch. Entgegen der ursprünglichen Baupläne werden nämlich statt der 80 nur noch 50 Wohnungen in dem Komplex entstehen, weil ein Teil der Wohnquartiere wegen der entfallenden Tiefgarage einem Parkdeck weichen mußten. Viele Anwohner fürchten überdies, daß durch die „Schickeria-Passage“ die Umstrukturierung Ottensens neuen Auftrieb bekommt und die Mieten und Lebensbedingungen im Stadtteil teurer werden. Schon jetzt müssen viele Läden wegziehen, weil das Mietniveau so hoch ist. Ein Büll & Liedtke Sprecher beteuert hingegen, durch die neue Passage werde einer Verslumung Ottensens entgegengewirkt.

Kai von Appen