■ Kommentar
: Postmortal

Es geht mal wieder ums Prinzip. Mit Vehemenz weigern sich die Postfunktionäre, auch nur ein einziges der 42 von Schließung bedrohten Hamburger Postämter weiter zu betreiben. Nur Härte und Unnachgiebigkeit, so ihr Kalkül, kann allen von der in der gesammten Bundesrepublik stattfinden Schließungswelle betroffenen BürgerInnen zeigen: Protest zwecklos.

Im Alleingang von oben verordnet, ohne Dialog mit den AnwohnerInnnen und PolitikerInnen, so kommt der Post-Kahlschlag daher. Postpolitik nach Gutsherrenart. Allerdings, wer hätte das gedacht, da gibt es ein kleines Dorf namens Klein Borstel, bisher nicht besonders als Widerstandsnest aufgefallen, das leistet den Post-Imperatoren erbitterten Widerstand. Soviel, daß die Funktionäre nun doch noch von ihren hohen Poströssern heruntersteigen müssen, wenn auch erst nach erfolgter Schließung der umkämpften Filialen. Sozusagen Postmortal.

Bei aller Schwerfälligkeit und Ineffizienz bürokratischer Apparate: Der kundenfeindliche und obrichkeitsstaatlich verordnete Postraub wirft ein grelles Schlaglicht darauf, was die Privatisierung bislang öffentlich betriebener Dienstleistungen bedeutet. Was es heißt, wenn bei der infrastrukturellen und sozialen Grundversorgung nur noch Profit zählt. Alten und Kranken wird zugemutet, sich über unbeleuchtete Waldwege zum nächsten Postamt durchzuschlagen, weil sich das für die Post rechnet. Und schon bald stehen uns die Bahnreform und weitere Privatisierungen bevor. Gut, das da zumindest einige BürgerInnen Flagge zeigen und auf die Straße gehen. Damit abgehobene PlanerInnen die Post schön im Dorfe lassen. Marco Carini