■ Das Portrait
: Vladimír Dlouhý

Populärer als Václav Havel Foto: Variopress

Von Kritikern und Bewunderern wird er für seine Fähigkeit gerühmt, auch unpopuläre Maßnahmen populär darzulegen. Die TschechInnen schätzen seine „einfache Art“. „Er gibt den Menschen Argumente, die sie verstehen“, äußerte sich kürzlich ein Parteikollege über ihn. Und nicht umsonst steht der Wirtschaftsfachmann Vladimír Dlouhý auf der Beliebtheitsskala ganz oben. In letzter Zeit stellt er dort selbst Präsident Václav Havel in den Schatten.

Vladimír Dlouhý hebt sich – bewußt oder unbewußt – von seinen Kollegen ab. Schon die Plakate der Demokratischen Bürgerallianz (ODA) zu den Juniwahlen 1992 machten das deutlich: Während sich die restliche Männergarde in Reih und Glied formierte, stand Dlouhý als „das“ politische Zugpferd locker davor. Von Frühjahr 1990 bis zu den Wahlen arbeitete er als Wirtschaftsminister. Danach als Minister für Industrie und Handel. In der Funktion versucht er seitdem – nicht immmer einer Meinung mit Premier Klaus – die tschechische Wirtschaft anzukurbeln. „Czech-made“ heißt Dlouhýs jüngste Kampagne, mit der er die TschechInnen auffordert, heimische Produkte zu kaufen.

„Ein Minister ist nicht nur führender Manager eines Büros und politischer Regierungsvertreter. Er muß auch ein arbeitender Mann sein“, erklärte Dlouhý den Schlüssel zu seinem Erfolg. Kollegen bestätigen das. Miroslav Zamečnik, der einige Monate mit Dlouhý zusammenarbeitete: „Dlouhý arbeitet professionell, höchst kompetent und schnell. Er weiß auch, wie man verantwortungsvoll delegiert. Das Ergebnis: er arbeitet mit seinem Personal im Team.“

In den späten 70er Jahren studierte Dlouhý an der katholischen Universität Louvain (Belgien), wo er nach eigener Aussage eine Basisausbildung in Ökonomie und Politik erhielt. „Sie half mir, das Standardhandicap meiner Generation zu überwinden: eine auf marxistischer Doktrin basierende Ökonomie.“ Doch der heute 40jährige verfügt noch über andere Qualitäten: In der Jazzband „Gelber Hund“ spielte er jahrelang Bass und Klavier, fließend spricht er Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch und Russisch. Seine Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei wurde ihm – bisher – von der Bevölkerung nie angekreidet. Tomas Niederberghaus