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Schriftstellerin bedroht

■ Bangladesch: Muslim-Gruppierung ruft zum Mord an Taslima Nasrin auf

Berlin (taz) – Taslima Nasrin lebt in Todesangst. Nach Informationen der Menschenrechtsorganisation amnesty international hat eine fundamentalistische muslimische Gruppe, die sich „Rat der Soldaten des Islam“ nennt, am 1. Oktober zur Ermordung der Schriftstellerin aus Bangladesch aufgerufen. Begründung: Ihr Roman „Lajja“ (Schande) sei blasphemisch, weil er den Glauben von anderen Menschen verletze. Das Werk dieser Kollegin des bekannteren Briten Salman Rushdie beschreibt die Lage einer Hindu-Familie in Bangladesch, die von Muslims angegriffen wird, nachdem es im benachbarten Indien zu gewaltsamen Konflikten zwischen Muslims und Hindus gekommen war, die sich nach der Zerstörung der Babri-Moschee von Ayodhya entzündet hatten. Die Regierung von Bangladesch hat den Roman verboten.

amnesty international richtet jetzt einen dringenden Appell an die Regierung von Bangladesch, für die Sicherheit Nasrins zu garantieren und dafür zu sorgen, daß diejenigen, die für die Morddrohungen verantwortlich sind, strafrechtlich zu verfolgen. Laut ai hat die Gruppierung, die sich von der Jamaat-i-Islami-Partei abgespalten hat, bereits im September den Tod Nasrins gefordert und Anfang Oktober etwa 2.000 Mark für den Täter ausgesetzt.

Doch als die Schriftstellerin sich an die Polizei und das Innenministerium in Dhaka wandte und um Schutz bat, sei dies offenbar ignoriert worden. Wie die Menschenrechtsorganisation weiter berichtet, hat Nasrin bis jetzt eine Reihe von Gedichtbänden, Romanen und Zeitungskolumnen verfaßt, in denen sie muslimische Fundamentalisten kritisiert und sich gegen den männlichen Chauvinismus in Bangladesch wendet.

Zu ihrem Buch „Lajja“ erklärte Nasrin: „Ich war erschüttert, als ich von den Unruhen nach der Zerstörung der Moschee von Babri in Indien im letzten Jahr hörte... In dem Buch sage ich, laßt uns die Menschlichkeit wahren, anstatt die Religion vorzuschieben, um uns gegenseitig zu töten.“ li

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