Wunde Füße durch Chrom

■ Ledergerbung mit Chrom verursacht Allergien: bei uns und in der Dritten Welt / Die Alternative: pflanzliche Gerbung

Wenn die Füße jucken, die Haut sich rötet und schuppig oder rissig wird, sollte man neben allergischen Reaktionen auf Klebstoffe, Farbstoffe oder Gummibestandteile der Schuhe auch die Möglichkeit einer Chrom-Kontakt-Dermatitis in Erwägung ziehen. Diese allergische Reaktion kann durch Chromate entstehen: das sind Chromsalze, die bei der chemischen Ledergerbung verwendet werden und sich durch den Fußschweiß aus dem Leder lösen können.

Mit wenigen Ausnahmen (Bundgaard, GEO, LINN, Sonnenleder, Dequa u.a.) greifen Hersteller hierzulande auf chromgegerbtes Leder zurück, unter anderem weil die chemische Gerbung nur wenige Wochen dauert, während sich die pflanzliche, „vegetabilische“ Gerbung bis zu zwei Jahren hinziehen kann. Hierbei werden die Häute mit der sogenannten „Lohe“, einer Brühe vorwiegend aus Eichenrinde oder Mimosa in steigender Konzentration in Gruben eingelegt. Die Abfälle können kompostiert und als Düngemittel entsorgt werden.

In der Bundesrepublik gibt es heute nur noch wenige Gerbereien, die Lederproduktion wurde weitgehend ins Ausland verlagert: nach Argentinien, Brasilien, in die Türkei und vor allem nach Indien. Die „Standortvorteile“ dieser Länder (niedrige Löhne, geringer Arbeitsschutz, geringe Kosten für Umweltschutz) verwandeln sich in direkte Nachteile für die ArbeiterInnen in den Gerbereien und die benachbarte Bevölkerung. Das vergiftete Abwasser belastet das Grundwasser, der Boden wird zusätzlich durch Lederstaub, Haare und Schlämme verunreinigt. Atemwegserkrankungen, Magen-, Darm- und Hautkrankheiten stiegen in den betroffenen Regionen in Indien um bis zu 500 Prozent.

Grund genug, in Zukunft beim Lederkauf auf die Art der Gerbung zu achten. Einige Organisationen empfehlen sogar, lieber ganz auf Leder zu verzichten.

Nähere Informationen: ASW: Aktionsgemeinschaft solidarische Welt, Hedemannstr. 14, 10969 Berlin (ASW-Test: Leder. „Es stinkt zum Himmel“).MAUS: Meßstelle für Arbeits- und Umweltschutz e.V., Uni Bremen, Bibliotheksstr., 28344 Bremen (Untersuchung über Umweltverschmutzung durch Gerbereien in Indien 1989).MUT: Grüneburgweg 154, 60323 Frankfurt (Bezugsliste für lederfreie Schuhe gegen Rückporto).Ökotest Heft 9/92 (Test „Gesundheitsschuhe“). AAB: Asthmatiker- und Allergikerbund, Hindenburgstr. 110, 41061 Mönchengladbach (Listen mit chrom- und nickelhaltigen Produkten).Bettina Meinecke