Millionen-Pfad noch teurer

■ Zwei Kostenpläne für „fußläufige Verbindung“ über die Bürgerweide

Der zwischen Bahnhof-Nordausgang und Kongreßzentrum geplante Fußweg ist nicht nur ziemlich teuer (vgl. taz vom 9.10.), er wird von Woche zu Woche sogar noch teurer. Hatte die Baudeputation am Donnerstag vergangener Woche noch mit den Stimmen von SPD und FDP eine Vorlage gebilligt, die die Gesamtbaukosten für die üppige „fußläufige Verbindung“ auf 12,8 Millionen Mark bezifferte, lag den Mitgliedern der Wirtschaftsdeputation am Mittwoch dieser Woche eine Vorlage vor, in der die Gesamtkosten bereits auf 14,1 Millionen Mark gestiegen waren.

Der Grund: Bausenatorin Lemke-Schulte (SPD) und Wirtschaftssenator Jäger (FDP) hatten jeweils etwas anders gerechnet, dann aber ihre Deputationsvorlagen nicht abgestimmt. „Es hat halt bei diesem Plan niemand mit einer solchen Brisanz gerechnet“, erklärt das Jägers Sprecherin Ingeborg Russ. Soll heißen: Hätten nicht die Grünen gegen den Millionenpfad gestimmt und damit öffentlichen Protest entfacht, wäre das Projekt ohne weitere Nachfragen über die Bühne gegangen, und an den unterschiedlich bezifferten Gesamtkosten hätte sich niemand weiter gestört.

Doch nun ist der erste Ärger geweckt. Und der wurde keineswegs geringer, als Senator Jäger seine Vorlage am Mittwoch in der Wirtschaftsdeputation einfach wieder zurückzog. „Jäger will damit nächste Woche im Ausschuß für Wirtschaftsförderung das Geld beantragen“, erklärte gestern SPD-Fraktionsvorstand Carl-Heinz Schmurr, „aber so lasse ich mich doch nicht über den Tisch ziehen.“ Für ihn ist klar: Der ganze „Edelpfad-Plan“ muß noch einmal überdacht werden. Schmurr: „Dafür brauchen wir erstmal vernünftige Vorlagen und Zeit.“ 14,1 oder auch 12,8 Millionen Mark sei ihm die Sache jedenfalls auf gar keinen Fall wert.

Nach dem öffentlichen Skandal um den Preis der Teerhof- Brücke will die SPD diesmal auf jeden Fall unter der Schmerzgrenze von zehn Millionen Mark bleiben. Auch Carl-Heinz Schmurr hat nämlich nichts gegen „eine vernünftige Zuwegung zwischen Bahnhof und CCB“. Aber vom Preis her müsse sie „in die Zeit passen“.

Auf die Tagesordnung soll jetzt auch noch einmal die Frage kommen, wieviel Platz auf der Bürgerweide für den Freimarkt bleiben muß. In Jägers Vorlage wird nämlich bemängelt, daß „für weitere messewirtschaftliche Hochbaumaßnahmen unter status-quo-Bedingungen praktisch keine weiteren Flächen zur Verfügung stehen“. Doch ohne eine deutliche Vergrößerung der Messekapazität ließen sich „Marktchancen bei der Gewinnung wandernder Fachmessen gegenwärtig nicht wahrnehmen“, wie es an anderer Stelle des Papiers heißt.

Einen ungünstigeren Zeitpunkt hätte sich Jäger für diese Anmerkung kaum suchen können, beginnt doch ausgerechnet morgen der jährliche Freimarkt. Und deren Betreiber versichern schon seit Jahren immer wieder, daß die jetzt noch zur Verfügung stehenden 100.000 Quadratmeter Fläche das absolute Minimum für einen richtigen Freimarkt seien. Ase