Papa Frahms leises Machtwort

■ SPD-Chef versucht seine Familie zusammenzuhalten / Leise Kritik an Voscherau und Versöhnliches in Richtung GAL     Von Uli Exner

Nun wird's ihm doch zu bunt: Nach Tagen schweigsamer Zurückhaltung mühte sich SPD-Chef Helmuth Frahm gestern väterlich, jenen rotgrünen Riß zu kitten, der sich seit einer Woche durch die sozialdemokratische Familie zieht. Leise Kritik an Henning Voscherau, schon etwas deutlichere Worte an Helmut Schmidt und Motivierendes in Richtung GAL: Die SPD, so versicherte Frahm, werde ab Montag ernsthaft über eine Koalition verhandeln. Das gelte auch für ihren Ex-Spitzenkandidaten.

Die Beteuerungspressekonferenz des SPD-Vorsitzenden war nötig geworden, nachdem zunächst Henning Voscherau eine interne Anti-Rotgrün-Rede in die Presse lanciert hatte, in der er seiner Partei vorwarf, sich „erpresserischem Druck“ gebeugt und keinen „intakten roten Standort“ mehr zu haben. Statt dessen, so Voscherau, gebe es „flächenhaft Rotgrün“. Frahm konterte diese Vorwürfe gestern mit einem Voscherau-Zitat „Grün sind wir selbst“ und mit dem Hinweis darauf, daß er sich in seiner Entscheidung für rotgrüne Verhandlungen keinesfalls unter Druck gesehen habe.

Voscherau habe da einiges „überinterpretiert“, erklärte das sozialdemokratische Familienoberhaupt und machte dann schnell wieder in Solidarität. Verständnis für den gestreßten Vorzeige-Neffen: „... nach diesem Wahlkampf ... durchaus verständlich ...“. Andere Familienmitglieder zeigen da weniger Mitgefühl: Voscheraus Ausbruch vor dem Landesvorstand sei ein „schwerer Fehler“ gewesen, sagt einer, der dem Krach live miterlebt hat. Der Bürgermeister fühle sich völlig zu Unrecht von allen Seiten umzingelt. Eine Genossen-Paranoia, die unter anderem dazu geführt hat, daß der Voscherau zutiefst verhaßte Ex-Sozialsenator Jan Ehlers genausowenig in der Verhandlungskommission sitzt wie Bausenator Eugen Wagner. Letzterer mußte den eigentlich für ihn reservierten Platz räumen, nachdem Voscherau darauf bestanden hatte, daß Ehlers nicht mit am Tisch sitzen dürfe. Aus Gründen des familien-internen Gleichgewichts flog dann auch Wagner aus der Kommission.

Dort ebenfalls nicht vertreten: Onkel Helmut aus Langenhorn. Ex-Bundeskanzler Schmidt, einziger Voscherau-Fan im Bundes-Clan der SPD, sprang seinem Schützling deshalb gestern ebenfalls via Presse zur Seite: „Rotgrün sei nicht gut für Hamburg,“ diktierte er seiner Partei. Die GALier dürften nur mitregieren, wenn sie Voscheraus Bedingungen samt und sonders „fressen“. Richtet die SPD sich nicht nach seiner Empfehlung, prophezeit Schmidt eine Massenabwanderung internationaler Konzerne aus Hamburg.

Es dürften also fürchterliche Zeiten bevorstehen, denn Helmuth Frahm erweckte gestern nicht den Eindruck, als wolle die SPD der Anweisung aus Langenhorn Folge leisten. „Jede Generation hat das Recht, den eigenen Weg zu gehen“, beschied er den Ex-Bundeskanzler nach einer kurzen Würdigung seiner Verdienste.

Und versprach der GAL, daß die SPD „ab Montag sachlicher“ verhandeln werde und zu Kompromissen bereit sei: „Es muß nicht funktionieren, aber vielleicht geht es auch gut.“