Keine Kinderkarren auf dem Campus?

■ Uni-Mami-Projekt fordert elterngerechte Vorlesungszeiten und einen Kindergarten

Wo bleibt der Nachwuchs? Im Uni-Mami-Projekt herrscht Personalnot. Zwei Mütter kämpfen in der vor zweieinhalb Jahren gegründeten Anlaufstelle für studierende Eltern und Alleinerziehende gegen die herrschenden Uni-Strukturen.

Ein nahezu aussichtsloses Unterfangen für Ulrike Frey und Stefanie Zollmann. „Wir brauchen mehr Aktive“, sagt die 24jährige Stefanie Zollmann. Die Anglistik-Studentin, Mutter einer 10 Monate alten Tochter, befürchtet, „die Eltern kommen erst, wenn hier ein Kindergarten stehen würde“.

Das Mami-Projekt versteht sich nicht als Dienstleistungs-Unternehmen. Jeden Mittwoch findet eine allgemeine Beratung von 14 bis 16 Uhr statt, ansonsten soll politisch gearbeitet werden.

Da ist vor allem das Problem mit den Kindergartenplätzen. Ulrike Frey, Mitgründerin des Projekts, mußte zu Beginn der Beratung 90 Prozent der Mütter wegschicken: „Die kommen, weil sie denken, daß wir Uni-Babysitting anbieten“, erzählt die 33jährige alleinerziehende Mutter. Sie hat ihren jetzt fünf Jahre alten Sohn im Kindergarten Bornstraße unterbringen können. Dort sind knapp 50 Plätze vorhanden - viel zu wenig für die rund 3000 Studierenden mit Kind in Hamburg.

Für einen Kindergarten auf dem Campus wurde vom Studentenwerk schon grünes Licht gegeben. Die Realisierung scheiterte bislang einzig am Raummangel. Die betroffenen Eltern trieb das allerdings noch nicht auf die Barrikaden. „Wir haben eine Babyvollversammlung deswegen einberufen, doch da kamen gerade mal 20 Leute“, sagt Stefanie Zollmann. Sie wundert sich, wo die Mütter sind: „Wann sieht man denn schon mal eine Frau mit Kinderwagen auf dem Campus?“ Ihre Vermutung: Mütter, vor allem die alleinerziehenden, verkriechen sich zuhaus, da sie keine Chance haben, am alltäglichen Studentenleben teilzunehmen.

Die Hürden einer alleinerziehenden Studentin: Vorlesungen am Nachmittag oder am Abend, eine Zeit, zu der frau wickeln und füttern muß. Seminare am Wochenende - wer finanziert den Babysitter? Bei Professoren und Kommilitonen bekommt frau schnell den Stempel aufgedrückt, „die interessiert sich nicht“. Um verpaßte Scheine nachzuholen, müssen Urlaubssemester eingelegt werden - ohne Erlaubnis des Professors läuft da jedoch nichts. Urlaubssemester bedeutet immer noch: weder Bafög- noch Sozialhilfe-Anspruch.

Elterngerechte Vorlesungszeiten stehen neben dem Uni-Kindergarten an der Spitze des Mami-Forderungskataloges. Dazu die problemlose Verlängerung der Regelstudienzeiten. Frey und Zollmann hoffen, im kommenden Semster mehr mütter- und väterliche Unterstützung zu bekommen. Nicht zuletzt, um die Mami-Broschüre neu aufzulegen. Katrin Wienefeld