Protestcamp gegen Gipsabbau

■ Umweltinititative zeltet im Südharz / Gipswerk im Naturschutzgebiet

Mit einem „Zeltdorf des Widerstands“ protestiert eine Bürgerinitiative unter der Federführung des Vereins Naturfreunde Göttingen seit Anfang Oktober gegen die geplante Erweiterung der Gipssteinbrüche im Kreis Osterode.

Das Zeltdorf bei Förste am Naturschutzgebiet Lichtenstein im Südharz beherbergt etwa 20 Frauen und Männer aus südniedersächsischen Umweltverbänden. Deren Protest richtet sich gegen die in Bodenwerder (Kreis Holzminden) ansässige Firma Rigips, die nach einer Genehmigung der Stadt Osterode zu einem Teil in Naturschutzgebieten weitere Naturgipsvorkommen für den Abbau erschließen will. Die Protestinitiative befürchtet mit der geplanten Ausweitung der Steinbrüche die weitere Zerstörung durch industrielle Eingriffe der als europaweit einmalig geltenden Gipskarstlandschaft im Südharz.

Die benachbarten Bundesländer Sachsen-Anhalt und Thüringen bemühen sich seit längerem intensiv, ihre Karstgebiete durch Ausweisung als international anerkannte Biopshärenreservate vor weiteren Eingriffen zu bewahren.

Die niedersächsische Landesregierung habe ihr wirkliches Interesse an der Bewahrung des natürlichen Erbes in der Südharz- Region bislang vermissen lassen, bemängelt die Umweltbewegung. Kritik richtete die Bürgerinitiative in diesem Zusammenhang an den niedersächsischen Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD). Der Regierungschef habe mit seiner Zusage für eine kurzfristige Klärung des umstrittenen Gipsabbaus am Naturschutzgebiet Lichtenstein während seiner Sommerreise vor Mitarbeitern des Rigips-Werkes in Bodenwerder „politisch in ein behördliches Verfahren eingegriffen“, hieß es.

Kritisch wird auch die Position von Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) bewertet. Die ehemalige Greenpeace-Aktivistin habe als Ministerin dem „Problem Gipsabbau im Südharz keine Beachtung geschenkt“.

Hintergrund für den Protest der Umweltverbände ist ein Vertrag aus dem Dezember 1981 zwischen der damaligen Landesregierung und der Firma Rigips. Mit diesem sogenannten Gipskompromiß, dem mehrere Prozesse bis zum Bundesgerichtshof vorausgegangen waren, verzichtet das Unternehmen auf den geplanten Gipsabbau in einem Naturschutzgebiet in der Region Südharz.

Im Gegenzug sicherte die Landesregierung der Firma zur Erschließung neuer Rohstoffquellen in anderen Gebieten Ausgleichszahlungen und Investitionen in Millionenhöhe zu. Die vereinbarte Erschließung der neuen Vorkommen durch das Werk sei bislang nicht erfolgt, dafür solle weiter im Südharz abgebaut werden, hieß es. dpa