Stasi in der Straßenbahn?

■ Spionageverdacht: BSAG-Manager verhaftet

Unter dem Verdacht der „geheimdienstlichen Agententätigkeit“ ist der Arbeitsdirektor der Bremer Straßenbahn AG, Hubert Resch, „vorläufig festgenommen“ worden. Das teilte ein Sprecher des Generalbundesanwalts in Karlsruhe gestern auf Anfrage mit. Resch sollte gestern abend in Karlsruhe dem Haftrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt werden. Erst danach will die Bundesanwaltschaft mehr Informationen über den möglichen Fall herausgeben. Nach Informationen von Radio Bremen haben Beamte von Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt am Donnerstag Räume der BSAG durchsucht und Beweismaterial sichergestellt.

Der Vorwurf des Generalbundesanwalts richtet sich auf eine angebliche Arbeit Reschs für das ehemalige DDR-Ministerium für Staatssicherheit. Ob der Bremer auf einer Liste von 300 Stasi-MitarbeiterInnen steht, die in Führungspositionen der alten Bundesrepublik tätig sein sollen, wollte die Bundesanwaltschaft gestern weder bestätigen noch dementieren. Die Bremer Behörden wurden von der Aktion der Bundesanwaltschaft und des Bundeskriminalamtes informiert, heißt es. „Soweit ich mich erinnern kann, ist dies der erste Fall eines solchen Vorwurfs hier in Bremen“, sagte Merve Pagenhardt vom Innensenator.

Als Arbeitsdirektor ist Hubert Resch bei der BSAG zuständig für das Personal- und Sozialwesen. Seit Mitte 1986 ist er für das Unternehmen auf dieser Position tätig. Zusammen mit einem Technischen und einem Kaufmännischen Direktor bildet der Arbeitsdirektor den dreiköpfigen Vorstand der BSAG, dem als Aufsichtsratsvorsitzende die Bausenatorin vorsitzt. Resch wird von Bürgerinitiativen für seine Umgänglichkeit und sein Entgegenkommen bei Problemen geschätzt. Im Unternehmen selbst, heißt es, habe er „eine ganze Menge bewegt, was Schulung und Weiterbildung von Mitarbeitern angeht.“ Betroffene Gesichter gab es bei der BSAG gestern am Rand der Einweihungsfeier für die neue Niederflurstraßenbahn; die BSAG sei am Donnerstag von Karlsruhe über den Verdacht und das Verfahren informiert worden. Die MitarbeiterInnen seien schockiert und überrascht. Es sei ein Ermittlungsverfahren im Gange, man wolle sich erst dazu äußern, wenn es genauere Informationen gäbe. bpo