Vertrag über Klöckner ausgehandelt

■ Duisburger Konzernspitze war sechs Stunden lang zu Verhandlungen in Bremen

In den Räumen des Anwaltsbüros Schackow am Domshof versammelten sich gestern früh um zehn gewichtige Personen: Der Vorstandsvorsitzende der Klöckner-Werke Duisburg, Hans-Christoph von Rohr, war angereist und der „Sonderbeauftragte“ des Vorstandes, Bogdandy. Aus Bremen waren der Staatsrat des Wirtschaftsressorts, Frank Haller dabei und der Mann für spezielle Aufgaben aus dem Finanzressort, Ulrich Keller. Thema sollte die Interessentenlösung sein, mit der Bremen einen Verkauf der Klöckner-Hütte an die Konkurrenten von der Ruhr oder den Hoogovens-Konzern und die drohenden Stillegung von Betriebsteilen verhindern will.

Für die Journalisten heißen solche Termine: Warten, warten warten. Da sich die Politiker vorzubehalten pflegen, die Ergebnisse der Verhandlungen ihrer Fachleute als „ihre“ Ergebnisse selbst zu verkünden, sind Pressekonferenzen nicht üblich — nur ein Wort am Ausgang könnte Hinweise geben, was da herausgekommen ist.

Großes „Ooh“, also, als gegen 14 Uhr der Vulkan-Chef Friedrich Hennemann am Domshof vorbeiging. Aber großes „Aah“: er ging wirklich nur vorbei, rein zufällig war er des Weges gekommen und wußte nichts von dem Verhandlungstermin. Wenn so wichtige Leute zusammensitzen...“ sagte er kokett.

Gegen 15.30 Uhr endlich, nach fünfeinhalb Stunden und dreieinhalb Stunden nach dem vorher anvisierten Ende der Verhandlungen, öffnete sich schließlich die Tür bei Schackow. Man habe sich auf einen „Vertragstext“ geeinigt, „das ist doch was“, meinte Staatsrat Haller. Christoph von Rohr hielt seinen Sonderbeauftragten von Bogdandy, der früher einmal in Bremen Hüttenchef gewesen war, davon ab, mehr über den erreichten Stand der Verhandlungen zu sagen. Von Rohr versicherte stattdessen, der Tee habe gut geschmeckt. Und: „Wir sind aber sehr fleißig gewesen.“

Formell kauft nicht das Land Bremen, sondern die in staatlichem Besitz befindliche Firma HIBEG die Klöckner-Anteile. Haller und Keller sitzen auch in entsprechenden Gremien der HIBEG. Sie betonten, der Vertragsentwurf sei als „gute Vorarbeit“ für weitere Gespräche zu sehen. Es lägen zwar noch weitere Modelle auf dem Tisch, der Vertragsentwurf für das Bremer Modell sei jedoch ein wichtiger Schritt. Sie bestätigten, daß das belgische Stahlunternehmen Sidmar, eine Tochter der luxemburgischen Arbed, das an der Interessentenlösung federführend teilnehmen soll, „ein interessanter Partner“ sei.

Die Chancen für eine „Interessentenlösung“ zur Rettung der Bremer Klöckner-Hütte sind damit offenbar gestiegen. Am heutigen Samstag berät das „Wirtschaftskabinett“ des Senats, dem neben Bürgermeister Wedemeier die Senatoren Kröning, Fücks und Jäger angehören, über das Verhandlungsergebnis. Ihnen wird wenig anderes übrig bleiben als festzustellen, daß Bremen damit seine Hausaufgaben gemacht hat. Details mitteilen dürfen auch sie nicht. K.W.