Es gibt keine absolute Sicherheit

■ 10jähriges beim DRK-Blutspendedienst: „diagnostische Lücke“ bleibt / Eine von 20.000 Konserven HIV-infiziert

„Wir wollen unser Zehnjähriges auch dazu nutzen, die Verunsicherung bei den Patienten wieder zu mildern“, sagte Elke Gossrau, Leiterin des Blutspendedienstes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Denn seit dem Bekanntwerden neuer Fälle, in denen sich Bluter durch HIV-verseuchtes Blut mit dem Aids-Virus infiziert haben, wird verstärkt gefragt: Wie sicher sind Blut und Blutprodukte? Eine absolute Sicherheit gebe es trotz Überprüfung aller Blutspenden nicht, erklärte die Ärztin. Denn der HIV-Virus bildet frühestens nach drei bis vier Wochen Antikörper im Blut, die den Virus feststellbar machen. Diese „diagnostische Lücke“ sei noch nicht vermeidbar.

Seit März 1985 werden alle Blutspenden beim Berliner DRK auf den Aids verursachenden HIV-Virus getestet. Man versuche auch „problematische Spender“ auszuschließen oder ihre Spenden auszusortieren. Dazu gehören nicht nur Schwule und Drogenabhängige, sondern auch beispielsweise heterosexuelle Menschen, die mit häufig wechselnden PartnerInnen Sex haben, oder nach 1970 in Afrika waren. Diese und weitere Risiken werden in einem Bogen mit 24 Fragen abgefragt. Außerdem müsse jeder Spender unterschreiben, nicht mit dem Virus infiziert oder ein Aids-Risiko eingegangen zu sein. Nach der Abnahme eines halben Liter Bluts muß jeder schriftlich angeben, ob er auch wirklich will, daß sein Blut an Patienten weitergegeben wird. 500 der jährlich 100.000 Spender nutzen diesen „Selbstausschluß“. Insgesamt liegt die Differenz zwischen Spendenwilligen und verwendbaren Blutkonserven bei knapp zehn Prozent. Eine von 20.000 Blutkonserven wird wegen HIV-Infizierung beim DRK aus dem Verkehr gezogen.

Wegen der „diagnostischen Lücke“ werde das Blutplasma drei Monate tiefgekühlt aufbewahrt und erst nach erneuter Untersuchung des Blutes und des Spenders verkauft. Das ist bei den roten Blutkörperchen und den Blutplättchen wegen ihrer kurzen Haltbarkeit nicht möglich. Im Unterschied zu anderen Bundesländern gebe es beim Berliner DRK keine „Poolproduktion“, die das Risiko verstärke. Hier stamme jede Konserve nur von einem Spender. Doch das in Berlin gespendete Blut reicht für die Stadt nicht aus: Nur die Hälfte der hier benötigten Blutkonserven komme auch aus Berliner Adern. sao