Weiter Eiertanz um Kresnik

■ Entscheidung über das Tanztheater fällt am Montag

Als der Senat am 22. Juni die Schließung des Schiller Theaters beschloß, genehmigte er zugleich mehrere Millionen Mark zur Entwicklung der Berliner Kulturlandschaft. Ein Teil davon sollte für das Engagement der Tanztheaters von Johann Kresnik an der Volksbühne verwendet werden. Doch was als Beruhigung gedacht war, erhitzt nun die politschen Gemüter in so heftiger Weise wie seinerzeit das Ende des Schiller Theaters.

Der Staatssekretär der Innenverwaltung, Armin Jäger, lehnte es auf der Senatssitzung am Dienstag ab, die erforderliche Vorlage für die Volksbühne mitzuzeichnen. Und das weniger, weil ihm die für Kresnik erforderliche Etataufstockung von 3,4 Millionen Mark zu hoch war, sondern vielmehr, weil ihm dessen Äußerungen in einem BZ-Interview zu obskur erschienen. Kresnik hatte darin Verständnis für häuseranzündende Skins geäußert. Obwohl der Tänzer diese Formulierungen in der Zwischenzeit korrigiert hat, hegt auch die CDU-Fraktion schwere Vorbehalte gegen den Künstler. Diese Bedenken brachte sie nochmals am Donnerstag abend in der Sitzung des Unterausschusses Theater des Abgeordnetenhauses zum Ausdruck. Dort stand sie, nach heftig geführter Debatte, mit ihrer Position alleine da, alle übrigen Parteien sprachen sich für ein Engagement aus. Allerdings haben SPD und CDU in ihrer Koalitionsvereinbarung festgelegt, daß sie nicht gegeneinander stimmen.

Am Montag werden der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen, Innensenator Dieter Heckelmann und Kultursenator Ulrich Roloff-Momin ein Chefgespräch über Kresnik führen. Sollte der Senat daraufhin am Dienstag ein Engagement des Tänzers beschließen, muß dem entsprechenden Haushaltstitel das Abgeordnetenhaus noch zustimmen. Diepgen würde in diesem Fall die gleiche Auseinandersetzung mit seiner CDU-Fraktion drohen wie bereits bei der Akademie der Künste und dem Schiller Theater.

Um diese Konfliktlage zu vermeiden, ist man in der Kulturverwaltung zur Zeit eifrig auf der Suche nach einem Modus, der eine Zustimmung des Abgeordnetenhauses zu dem Engagement nicht erforderlich macht. Denkbar wären Umschichtungen des Haushaltes. Dieser Weg wäre um so erforderlicher, als der Theater-Ausschuß sich auf Anfang November vertagt hat. Kresnik müßte jedoch spätestens zum 31. Oktober seinen derzeitigen Vertrag auflösen. Deshalb hat er bereits erklärt, daß er bis zum kommenden Dienstag eine Zusage braucht. Dieter Rulff